Die Bonität eines Unternehmens richtig einzuschätzen, ist für die Hausbank ein komplexes Unterfangen. Dies insbesondere dann, wenn der Fokus nicht nur auf die Historie, sondern vor allen Dingen auf die Unternehmenszukunft gelegt wird. Im letzten Beitrag beleuchteten wir, welche Aspekte unserer Ansicht nach bei der Betrachtung des Marktes (Beschaffungs- sowie Absatzmarkt) zu berücksichtigen sind.
Im heutigen dritten und letzten Beitrag möchten wir kurz den zweiten, wesentlichen Faktor für eine zukunftsorientierte Kreditwürdigkeitsprüfung thematisieren. Die künftige Leistungsfähigkeit des Managements.
Faktor 2: Einschätzung der künftigen Leistungsfähigkeit des Managements
Die zweite, zentrale Frage lautet: Wie ist die künftige Leistungsfähigkeit des Managements einzuschätzen?
Unter diesem Aspekt sind deutlich mehr Stichpunkte zu subsummieren, als es im ersten Moment erscheint.
Sicherlich geht es zunächst um die handelnden Führungskräfte, bei denen beispielsweise das Alter sowie die Berufserfahrung eine wesentliche Rolle spielt. Nicht zu unterschätzen ist auch die Frage, wann, in welcher Form und in welchem zeitlichen Horizont ein Generationswechsel angedacht ist. Der potenzielle Nachfolger fällt selten vom Himmel. Mögliche Exit-Szenarien für die aktuellen Gesellschafter wie beispielsweise Unternehmensverkauf, Schenkung oder aber auch eine Liquidation sind daher mit einem sehr hohen zeitlichen Vorlauf vorzubereiten.
Unterschätzt wird oftmals auch die Tatsache, dass die Unternehmensorganisation ständig den aktuellen Herausforderungen der Unternehmensgröße anzupassen ist.
Unternehmen diesem Aspekt kann auch die Leistungsfähigkeit des Unternehmenscontrolling subsummiert werden. Reicht die Gliederungstiefe des Rechnungswesens tatsächlich aus, um die zur Steuerung des Unternehmens notwendige Datenlage/Struktur auch zu erreichen?
Die wesentlichste Frage dürfte aber die Beurteilung des künftigen Geschäftsmodells sowie die Beurteilung der strategischen Ausrichtung sein.
Was genau zeichnet das Geschäftsmodell eines Unternehmens aus und welche Anpassungen sind ggf. erforderlich, um die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells zu bejahen?
Wenn die Unternehmensleitung hierüber bereits selbst permanent nachdenkt und selbstständig eine revolvierende Anpassung an die künftigen Marktmodelle vornimmt, dann ist alles in Butter. Für die begleitende Hausbank gilt es dann nur noch zu reflektieren, ob dieses Geschäftsmodell inkl. der Anpassungen als leistungsfähig anzusehen ist. Problematisch sind sicherlich die Fälle, bei denen eine klare, in die Zukunft ausgerichtete Unternehmensstrategie unternehmensseitig nicht existiert.
Lassen Sie uns wie immer ein kleines Fazit ziehen:
Eine qualitativ hochwertige Bonitätseinschätzung eines Unternehmens ist nicht nur auf die Unternehmenshistorie abzustellen. Die historische Entwicklung stellt sicherlich eine Basis dar.
Entscheidend sind aber Fragestellungen zur künftigen Entwicklung eines Unternehmens. Wenn unternehmensseitig alles darangesetzt wird, auch künftig eine gute Marktperformance zu erzielen und die strategische Ausrichtung sowie das Geschäftsmodell permanent auf künftige Herausforderungen angepasst werden, dann sind die wesentlichen Flanken gesetzt, auch künftig einen guten Unternehmenserfolg und damit eine Top-Bonität sicherzustellen.
Auf die Beurteilung dieser Faktoren sollte, daher verstärkt der Fokus bei einer Bonitätseinschätzung gelegt werden.