Heute, meine sehr geehrten Damen und Herren, möchten wir uns einer weiteren Bilanzkennzahl widmen: der Lagerdauer.
Lassen Sie uns zunächst die einfache Definition der Lagerdauer kurz skizzieren:
Die Vorräte werden in dieser Kennzahl in Relation zum gesamten Materialaufwand gesetzt. Ursächlich hierfür ist die betriebswirtschaftliche Überlegung, dass die Vorräte, dort wiederum primär der Warenbestand, letztendlich nur aus dem Materialeinkauf/Materialaufwand resultieren können.
Diese Annahme ist insoweit gerechtfertigt, als dass es sich um ein Handelsunternehmen handelt. Der Faktor 360 resultiert wiederum daraus, dass es sich beim Materialaufwand um eine Periodengröße und beim Vorratsbestand hingegen um eine Stichtagsgröße handelt.
Da das Vorratsvermögen je nach Unternehmenstyp eine nennenswerte Kapitalbindung darstellt, gilt: Je kleiner die Lagerdauer ist, desto besser ist tendenziell die bonitätsmäßige Einschätzung des Unternehmens. Für diese Einschätzung spricht auch die Tatsache, dass mit einem steigenden Vorratsbestand auch das bilanzielle Risiko in den Vorräten ansteigt.
Spätestens seit der Corona-Pandemie haben sich einige Dinge im Wirtschaftsleben geändert bzw. werden anders bewertet. War jahrelang das Thema ‚just in time‘ die dominierende Größe, so sind heute Aspekte wie Lieferfähigkeit sowie Minimierung von Risiken innerhalb der Lieferketten stärker in den Fokus gerückt.
Viele Unternehmen sind daher dazu übergegangen, wieder verstärkt einen größeren Bodensatz an Vorräten zu erwerben, um eine kontinuierliche Produktion bzw. Lieferfähigkeit an ihre Kunden sicherzustellen.
Dies hat sich auch auf die Lagerdauer ausgewirkt. Tendenziell sind daher im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt wieder höhere Werte festzustellen.
Dass dies zwangsläufig auch zu einem erhöhten Finanzierungsbedarf bei Unternehmen führt, bleibt außer Frage.
Modifikation der Lagerdauer bei Produktionsunternehmen
Die o. a. Lagerdauer ist sicherlich bei Handelsunternehmen eine gute bilanzielle Indikation. Auch die betriebswirtschaftliche Annahme, dass die Vorräte nur aus dem Materialeinkauf resultieren können, ist korrekt.
Optimierungswürdig erscheint die o. a. Kennzahl dann, wenn es sich um Produktionsunternehmen handelt.
Während das Vorratsvermögen bei einem Handelsunternehmen ausschließlich aus dem Warenbestand besteht, setzt sich dieses bei einem Produktionsunternehmen aus den Komponenten RHB-Stoffe sowie unfertige und fertige Leistungen zusammen.
Genau diese Differenzierung sollte auch durch eine modifizierte Lagerdauer abgebildet werden. Wie dies genau geschehen kann, dass erfahren Sie in der nächsten Folge.