In einer unserer letzten Folgen haben wir bereits einen Beitrag zum Thema Debitorenlaufzeit veröffentlicht. Diese Kennzahl besagt, nach wie viel Tagen rechnerisch der Geldeingang aus Unternehmen gestellten Ausgangsrechnungen zu erwarten ist. Die Aussage war hier: Je schneller ein Unternehmen den Geldeingang aus ausstehenden Rechnungen verzeichnen kann, desto besser ist dies einzuschätzen.
Spiegelbildlich zu den Debitoren werden auf der Passivseite die Kreditoren, d. h. die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, verbucht. Kreditoren erscheinen immer dann in einer Bilanz, wenn ein Unternehmen zum Stichtag Eingangsrechnungen erhalten, aber noch nicht bezahlt hat. Die Kreditoren stellen damit das gedankliche Gegenstück zu den Debitoren auf der Aktivseite dar.
Bereits jetzt ist in diesem Zusammenhang auf eine Besonderheit hinzuweisen. Sämtliche Vermögens- und Schuldenpositionen in einer Bilanz werden ohne Umsatzsteuer ausgewiesen. Abweichend von dieser Generalnorm handelt es sich bei den Debitoren sowie bei den Kreditoren um Bruttopositionen inkl. Umsatzsteuer. Ursächlich hierfür dürfte die Tatsache sein, dass der Rechnungseingang bzw.
-ausgang auch in aller Regel brutto erfolgt und damit bei einem funktionierenden Mahnwesen auch der Eingang bzw. der Ausgang der gesamten Rechnungssumme verfolgt werden muss.
In der gelebten betriebswirtschaftlichen Praxis ist die Kreditorenlaufzeit in aller Regel wie folgt definiert:
Wird bei der Debitorenlaufzeit das Volumen an Forderungen aus Lieferungen und Leistungen in Relation zum Umsatz gesetzt, so erfolgt hier die Division des Kreditorenvolumens durch den Materialaufwand.
Lassen Sie uns kurz auf den Hintergrund dieser Überlegung eingehen. Bei vielen Unternehmenstypen resultiert der überwiegende Teil der Eingangsrechnungen aus Materialrechnungen oder aber Eingangsrechnungen von Fremdunternehmern/ Subunternehmern. Zudem wird impliziert, dass die übrigen Rechnungseingänge – wie beispielsweise die Honorarrechnungen der steuerlichen Begleitung – direkt bezahlt werden.
Unter diesen Annahmen ist es nachvollziehbar, dass die Kreditoren auch lediglich durch den Materialaufwand dividiert werden, da aus diesem unter den gesetzten Prämissen ausschließlich die offenen Lieferantenrechnungen resultieren können.
Da es sich bei dem Kreditorenbestand um eine Stichtagsgröße, beim Materialaufwand aber um eine Periodengröße handelt, wird der Quotient mit der finanzmathematischen Anzahl der Tage innerhalb der Periode multipliziert. Im Rahmen der Jahresabschlussanalyse wird folglich standardmäßig der Faktor 360 angesetzt.
Praxistipp: Sollten Sie einmal die Kreditorenlaufzeit aus unterjährigen Zahlen errechnen wollen, denken Sie bitte daran, diesen Faktor von 360 Tagen auf die Anzahl der Tage einer Periode anzupassen. Wenn Ihnen beispielsweise die DATEV Januar bis Oktober eines Jahres vorliegt, dann wäre in diesem Fall der Faktor 300 Tage.
Welche Erkenntnisse können aus der Kreditorenlaufzeit gewonnen werden?
Die Kreditorenlaufzeit ist ein wichtiger Indikator zur Beurteilung der Liquiditätslage eines Unternehmens.
Grundsätzlich gilt: Je kürzer die Kreditorenlaufzeit ist bzw. sich im Trendvergleich entwickelt, je besser ist die Zahlungsmoral eines Unternehmens. Branchenübergreifend werden daher Laufzeiten unter 30 Tagen als sehr gut eingestuft.
Erstklassig bei sehr solventen Unternehmen sind sogar Laufzeiten von kleiner 10 Tagen rechnerisch erzielbar. Dies kann eine Indikation dafür sein, dass nahezu sämtliche Rechnungen innerhalb der Skontierungsfrist bezahlt werden. Dies wiederum kann ein Rückschluss auf eine sehr gute Finanzkraft zulassen.
Welche Interpretationsfallen und Unschärfen bei der Kennzahl Kreditorenlaufzeit vorhanden sind, erfahren Sie in der nächsten Folge.