Im heutigen dritten Teil möchten wir Ihnen eine modifizierte Berechnungsmöglichkeit der Kreditorenlaufzeit vorstellen, die sich insbesondere für Dienstleistungsunternehmen eignet. Zudem werden wir ein kurzes Fazit zu dieser Bilanzkennzahl ziehen.
Modifizierte Kreditorenlaufzeit II
Bereits im ersten Teil der Erläuterung der Kreditorenlaufzeit haben wir ausgeführt, dass der Quotient Kreditoren durch Materialaufwand impliziert, dass der überwiegende Teil der offenen Eingangsrechnungen aus nicht bezahlten Materialrechnungen bzw. Rechnungen für Subunternehmerleistungen resultiert. Für einen überwiegenden Teil der Unternehmen dürfte dies auch zutreffen.
Gänzlich anders verhält es sich aber dann, wenn ein Unternehmen aufgrund seines Geschäftsmodells nur sehr wenig oder auch gar kein Material bzw. Fremdleistungen bezieht. Dennoch wird auch ein solches Unternehmen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen spätestens dann ausweisen, wenn Rechnungen erst zu Beginn des nächsten Monats mit Rechnungsdatum des vorangegangenen Monats eintreffen. Die Berechnung der Kreditorenlaufzeit nach altem Schema würde dann ein völlig falsches Bild über die Liquiditätssituation eines Unternehmens ausweisen.
Betriebswirtschaftlich wäre es dann sinnvoll, die Kreditorenlaufzeit in der Weise zu modifizieren, dass die offenen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen auch zu den GuV-Positionen in Relation gesetzt werden, aus der offene Rechnungen entstehen können. Vor dem Hintergrund wäre die Kreditorenlaufzeit II wie folgt zu berechnen.
Im Vergleich zu der bereits vorstellten Kreditorenlaufzeit I wird der Nenner deutlich erweitert, um auf diese Weise eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Bezugsgröße herzustellen. Diese so modifizierte Kennzahl lässt sich dann in gewohnter Weise wieder interpretieren. Eine solche modifizierte Betrachtungsweise ist oftmals bei Dienstleistungsunternehmen zielführend.
Die bekannten übrigen Tücken (Stichtagsverzerrung, Umsatzsteuerthematik) bleiben von dieser Modifikation natürlich unberührt.
Fazit: Die Kreditorenlaufzeit ist, neben der Debitorenlaufzeit, eine der entscheidenden Kennzahlen, die insbesondere zur Beurteilung der Liquiditätslage eines Unternehmens herangezogen werden kann. Selbstverständlich gilt auch hier, dass so gut die Kennzahl Kreditorenlaufzeit auch sein mag, die Bonitätsbeurteilung eines Unternehmens niemals anhand einer Kennzahl fixiert werden sollte. Sämtliche Indikationen, die aus einer Kreditorenlaufzeit ggf. abgeleitet werden können, sind dann mit dem Gesamteindruck des Falles zu verproben.