Wir haben bereits, meine sehr geehrten Damen und Herren, in einigen Folgen ausgewählte Bilanzkennzahlen vorgestellt. Es handelt sich hierbei um Positionen, die unserer Ansicht nach die „Brot und Butter-Kennzahl“ bei der Auswertung von Jahresabschlüssen darstellen.
Lassen Sie uns heute eine weitere Kennzahl der Passivseite vorstellen, den dynamischen Verschuldungsgrad.
Ich weiß nicht genau, wie es Ihnen geht, aber der Begriff dynamischer Verschuldungsgrad klingt schon recht spannend.
Wie viel „Dynamik“ in dieser Kennzahl ist, das erfahren Sie in diesem Beitrag.
Bekannterweise wird die Passivseite in die Bereiche Eigenkapital und Fremdkapital untergliedert. Betriebswirtschaftlich stellt das Eigenkapital die Größe dar, die als Residualwert dann übrigbleibt, wenn vom Vermögen das Fremdkapital subtrahiert wird.
Für einen Fremdkapitalgeber, aber auch einen Bilanzanalytiker ist es immer wieder spannend festzustellen, nach wie viel Jahren rechnerisch dieses Fremdkapital theoretisch zurückgezahlt werden könnte.
Genau hier setzt der dynamische Verschuldungsgrad an.
Was ist Fremdkapital?
Lassen Sie uns noch einmal kurz auf den Begriff Fremdkapital eingehen, der zur Berechnung dieser Kennzahl verwendet wird. Oftmals erhalten wir in unseren Fortbildungsveranstaltungen immer wieder die Aussage, dass lediglich die Bankverbindlichkeiten als Fremdkapital bei der Berechnung der Kennzahl relevant sind. Dem ist nicht so.
Zum Fremdkapital sind schlicht alle Positionen zu subsumieren, die nicht als Eigenkapital angesehen werden können.
Folglich gehören hierzu beispielsweise die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten, die Kreditoren, die Rückstellungen, die erhaltenen Anzahlungen, aber auch die sonstigen Verbindlichkeiten.
Definition des dynamischen Verschuldungsgrades
Sie sind vermutlich schon ganz gespannt, wie diese Kennzahl definiert ist. Hier die Auflösung:
In der betriebswirtschaftlichen Praxis haben sich zwei Definitionen etabliert:
Im Rahmen dieser ersten Definition wird das Fremdkapital in Relation zu dem Cashflow gesetzt und dieser Quotient dann als Prozentwert ausgedrückt.
In der zweiten Definition wird lediglich ein Quotient gebildet, ohne aber diesen als Prozentrelation auszudrücken.
Auch wenn beide Definitionen letztendlich zu einer identischen Aussage gelangen, finden wir die zweite Definition betriebswirtschaftlich griffiger.
Der Cashflow ist bekanntermaßen ein Zeichen für die Selbstfinanzierungskraft eines Unternehmens. Dieser Cashflow resultiert aus der Ertragslage des Unternehmens. Hierbei wird das Ergebnis (in aller Regel das Betriebsergebnis) zur Abschreibung addiert.
Dieser Cashflow stellt einen theoretischen Kapitalrückfluss dar, der in einem Wirtschaftsjahr über die Ertragslage rechnerisch generiert werden konnte. Die Berechnung des dynamischen Verschuldungsgrades geht nun davon aus, dass dieser theoretische Kapitalrückfluss ausschließlich zur Reduktion des Fremdkapitals verwendet wird.
Wie der dynamische Verschuldungsgrad nun zu interpretieren ist, dass erfahren Sie in der nächsten Folge.