Sämtliche Themen, die wir in unseren Beiträgen veröffentlichen, resultieren aus der gelebten Praxis.
Gestern hatten wir einen Ersttermin bei einem potenziellen Mandanten. Dies inspirierte uns, diese Folge zu publizieren.
Wie wichtig ist der erste Eindruck?
Bei dem potenziellen Neukunden handelt es sich um ein Speditionsunternehmen, welches über rd. 30 Züge verfügt. Das Geschäftsmodell ist so aufgebaut, dass die LKWs nicht auf einem Betriebsgelände, sondern auf den Betriebshöfen der jeweiligen Kunden stehen, sofern sie nicht im Einsatz sind. Dies bedeutete im konkreten Fall, dass es kein Betriebsgelände zu besichtigen gab. Der Verwaltungsbereich des Unternehmens war aber ausgelagert in eigene Büroräume, welche sich im Kellergeschoss des Wohnhauses der Unternehmerin befanden. In diesem Kellerbereich befand sich auch die Disposition. Zudem wurden hier auch potenzielle Neukunden empfangen, Personalgespräche geführt sowie die Räumlichkeiten auch für andere Gespräche mit internen oder externen Mitarbeitenden geführt.
Lassen Sie mich kurz unseren ersten Eindruck schildern:
Im Eingangsbereich wies lediglich ein kleines Türschild darauf hin, dass sich hier die Räumlichkeiten der Spedition befinden. Dies konnte man aus dem Klingelschild praktisch nur erahnen, da die korrekte Firmenbezeichnung nur sehr schlecht lesbar war. Weitere Hinweisschilder fehlten gänzlich. Das Treppenhaus war für alle Bewohner des Hauses zugänglich. Es war vollgestellt mit vielen Privatsachen der Mieter und machte einen unaufgeräumten Eindruck.
Auch im Abgang in den Kellerbereich befanden sich keinerlei Hinweise, dass es sich hier um gewerblich genutzte Räumlichkeiten der Spedition handeln könnte.
Frappierend war dann der Einblick in die Besprechungsräume des Unternehmens, als ich die Etagentüre öffnete. In der Mitte des Raumes stand ein großes Sofa, welches voll mit Akten bedeckt war. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein großer Fernseher, an dem eine Spielkonsole angeschlossen war. Der eigentliche Besprechungstisch hingegen war in eine enge Ecke gequetscht, auf die direkt nur wenig Tageslicht fiel. In den übrigen Regalen befanden sich viele Werbeartikel anderer Unternehmen, die der Spedition geschenkt worden sind. Da die Türe nicht verschlossen war, ließen die Räumlichkeiten einen direkten Blick auf die Büroräume der Geschäftsführerin zu. Allein schon der Schreibtisch zeigte: Ein strukturiertes Arbeiten sieht anders aus.
Welche Konsequenzen resultieren hieraus?
Unabhängig von der konkreten Branche dürfte doch eines klar sein: Ein professioneller Auftritt sieht sicherlich anders aus.
Sämtliche Besucherinnen und Besucher, die diese Räumlichkeiten erstmals betreten, werden eines tun: Sie werden folgende mathematische Gleichung aufstellen:
Erster Eindruck der Räumlichkeiten
=
erster Eindruck der Qualität der Leistungserstellung des Unternehmens.
Diese einfache, mathematische Formel führt dazu, dass die Qualität der Leistungserstellung automatisch negativ eingeschätzt wird, selbst dann, wenn in einem Gespräch, beispielsweise durch Referenzlisten, Kundenrückmeldungen usw., genau gegenteilige objektive Beweise angebracht werden können oder könnten.
Ein Unternehmen befindet sich automatisch in der Defensive und verschenkt völlig grundlos wertvolle Punkte, die nahezu automatisch zu einer Schwächung der eigenen Position führen.
Die Attraktivität als Arbeitgeber sinkt automatisch, sofern neue Bewerber diese Räumlichkeiten betreten. Potenzielle Neukunden werden abgeschreckt, da sie sehr schnell ein unstrukturiertes Arbeiten des Unternehmens, eine schlechte Qualität sowie eine Terminuntreue assoziieren. Finanzpartner suggerieren automatisch damit eine qualitativ schlechte Buchhaltung und eine nicht zahlenbasierte Steuerung des Unternehmens. Sie merken: Wir könnten die Anzahl der negativen Assoziationen nahezu beliebig fortsetzen.
Welchen Rückschluss können Sie hieraus für Ihr Unternehmen ziehen?
Ein guter erster Eindruck kann nur unterstützend wirken, um einen professionellen Auftritt zu gewährleisten und damit jedem Dritten klar zu signalisieren:
Wir sind wer und wir können etwas.
Dies hat nichts mit Arroganz zu tun.
Gerade in Zeiten, wo der Konkurrenzdruck immer härter wird, die Suche nach Mitarbeitern immer schwieriger und einen richtigen Finanzpartner zu finden, schon fast der Hauptgewinn in einer Lotterie ist, gewinnen solche Punkte immer mehr an Bedeutung.
Es sind die berühmten Kleinigkeiten, die Sie und Ihr Unternehmen positiv abheben. Insbesondere die Bereiche, die für Unternehmensexterne ersichtlich sind (Betriebsräume, Homepages, Facebook-Auftritt, Fahrzeuge, Besprechungsräume, Kleidung der Mitarbeitenden usw.) sollten stets einen in sich geschlossenen Eindruck vermitteln, der lautet: Wir sind Profis und wir können etwas.