Heute, meine sehr geehrten Damen und Herren, möchten wir uns wieder einmal an diejenigen Unternehmerinnen und Unternehmer widmen, die mit ihrer Hausbank über das leidige Thema der „richtigen“ Kontokorrentlinie diskutieren.
An die Bankerinnen und Banker unter Ihnen gerichtet: Sie können die folgenden Ausführungen selbstverständlich auch in einer betriebswirtschaftlich guten Beratung Ihrer Firmen-/Unternehmenskunden einsetzen.
Grundsätzlich gilt: Jede Art von „Faustformel“ zur Berechnung des Kontokorrentbedarfs hinkt. Die eine mehr, die andere weniger. Genau vor diesem Hintergrund kann es nur eine richtige Lösung geben: Erstellen Sie für Ihr Unternehmen eine aussagekräftige Monatsertragsplanung für einen Zeitraum von 1-3 Jahren und leiten Sie dann aus dieser Ertragsplanung mit den entsprechenden Planungsprämissen den Ihrer Ansicht nach notwendigen Kontokorrentbedarf ab. Natürlich ist jede Planung von sich aus mit Unsicherheiten behaftet, aber: Sie gibt eine gute Richtschnur darüber ab, wie die Unternehmenszukunft aussehen könnte. Wie oft, meine sehr geehrten Damen und Herren, mussten wir das Argument hören: „Mein Unternehmen ist nicht planbar!“ Dieses Argument – mit einem großen Lächeln – kam immer von denjenigen Unternehmerinnen und Unternehmern, die ihr Haus mehr operativ als zukunftsorientiert geführt haben. Genau das war oftmals das Problem.
Halten wir also fest: Wenn Sie die optimale Kontokorrentlinie mit der Hausbank diskutieren möchten, sollten Sie in Ruhe eine aussagekräftige Planung erstellen, in der Sie von einer Ertragsplanung auf eine Finanzplanung schließen. Der im Folgenden erstellte Weg kann folglich nur eine Näherungslösung sein, also die berühmte Krücke, die oftmals aber auch hinkt.
Lassen Sie uns unsere Überlegung zur Ermittlung des kurzfristigen Finanzbedarfs anhand eines Beispiels erläutern. Es soll sich hierbei um einen Existenzgründer handeln, der seinen Geschäftsbetrieb zum 01.01. eines Jahres eröffnen möchte.
Vorweg: Natürlich wird jedes Unternehmen auch langfristige Vermögensgegenstände, wie beispielsweise Betriebs- und Geschäftsausstattung, Maschinen, Gebäude und Grundstücke benötigen. Gehen wir im folgenden Beispiel davon aus, dass dieser langfristige Kapitalbedarf auch durch langfristiges Kapital, d. h. Eigenkapital bzw. Darlehen, gegenfinanziert wird. Konzentrieren wir uns nun auf den reinen Umlaufkapitalbedarf.
Was genau ist der Umlaufkapitalbedarf eines Unternehmens?
Je nach Geschäftsmodell und Branche stellt sich der Umlaufkapitalbedarf anders dar. Mit einfachen Worten erläutert, resultiert der Umlaufkapitalbedarf daraus, dass zwischen dem Einkauf der Waren bzw. Rohstoffe, deren Einlagerung, dem Produktionsprozess, dem späteren Verkauf sowie dem Geldeingang eine zum Teil erhebliche Zeitspanne liegt.
Zeit kostet bekanntlich Geld, denn: Die Rohstoffe müssen eingekauft und der Produktionsprozess/ Einlagerungsprozess muss finanziert werden. Zudem gilt es auch noch einen Kunden zu finden, der die Leistung auch abnimmt. Wenn dann endlich die Rechnung gestellt werden kann, ist der Geldeingang oftmals erst nach Ablauf des Zahlungszieles zu verzeichnen.

Vorsicht: Was nicht passieren darf, ist., dass Ihr Unternehmen über einen viel zu geringen Kontokorrentrahmen verfügt, weil der Hausbank beispielsweise nicht ausreichende Sicherheiten zur Abdeckung des Risikos zur Verfügung stehen. Ihrem Unternehmen fehlt damit die berühmte Luft zum Atmen. Dies kann dauerhaft nicht gut sein, weder für Sie, noch für Ihren Finanzpartner.
Der Umlaufkapitalbedarf wird betriebswirtschaftlich primär durch die Parameter Vorräte und Debitoren bestimmt. Auf der Refinanzierungsseite können im optimalen Fall Lieferantenverbindlichkeiten (neben einer Kontokorrentinanspruchnahme) als kompensierende Position mitberücksichtigt werden.
Wie der Umlaufkapitalbedarf nun konkret berechnet werden kann, das erfahren Sie im nächsten Beitrag.