Die Entscheidung, ein großes Investment durchzuführen, sollte gut überlegt sein. In der letzten Folge haben wir Ihnen einige ausgewählte praxisorientierte Tipps zur „Entscheidungsfindung“ gegeben.
In dieser Folge möchten wir diese „Orientierungshilfen“ weiter komplementieren.
- Berücksichtigung von Folgeinvestitionen
Überlegen Sie im Vorfeld gründlich, ob möglicherweise mit Ihrer Investition zwingend Folge-Investitionen zusammenhängen.
Was nutzt Ihnen beispielsweise die Anschaffung eines hochmodernen Baggers, wenn Sie über keinen Tieflader verfügen, der diesen Bagger auch in Eigenregie zu Ihren Baustellen transportieren kann?
Ähnliche Erfahrungen mussten unsere Mandanten mit sehr modernen Maschineninvestitionen oder auch Investitionen in die Soft-/Hardware sammeln. Je komplexer das Investitionsgut ist, desto höher muss auch das Qualifikationsniveau Ihrer Mitarbeiter sein, mit dieser Technik auch souverän umgehen zu können.
Eine bewährte Belegschaft, die jahrelang eine qualitativ hohe handwerkliche Arbeit ausgeführt hat und ab morgen ihre Produktionsprozesse in SAP täglich dokumentieren soll, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit überfordert sein. Sämtliche Innovationsschritte sind folglich so umzusetzen, dass Ihr gesamtes Unternehmen diese auch verkraften kann.
- Ermitteln Sie die durchschnittlich laufenden Kosten des Investments
In der Literatur hat sich dieser Schritt als Kostenvergleichsrechnung etabliert. Es geht hierbei nicht isoliert um den Anschaffungsbetrag des Investments, sondern um das, was jährlich an Kosten zu verkraften ist.
Sofern Sie keine kalkulatorischen Positionen einplanen möchten, entspricht diese Position dem zusätzlichen Aufwand für Ihre Gewinn- und Verlustrechnung.
Wenn Sie beispielsweise eine Maschine zu einem Kaufpreis von 100.000€ netto erwerben möchten, dann wären dies folgende Positionen:
- Laufende jährliche Abschreibung der Maschine,
- Zinsaufwendungen inkl. ggf. anzusetzender kalkulatorischer Eigenkapitalzinsen,
- Wartungs- und Reparaturkosten,
- Schulungskosten für die Mitarbeiter,
- Energiekosten usw.
Sie werden sich oftmals wundern, auf welche Summe sich solche Folgekosten belaufen. Auf diese Weise können Sie auch vermeintlich günstige Schnäppchen entlarven, die zwar in der Anschaffung ein Sonderangebot suggerieren, dafür aber im laufenden Unterhalt ein Loch in Ihr Plan-Budget schlagen.
- Ergänzende Berechnungen
Die Abschätzung der laufenden Kosten des Investments ist unserer Ansicht zufolge, die zentrale Basis. Wenn Sie dieses laufende Kostenvolumen kennen, können Sie weitere, ergänzende Berechnungen durchführen.
- Stellen Sie diesem Kostenvolumen einmal die zusätzlichen Mehrerlöse gegenüber, die Sie durch das Investment erwarten.
- Sollte es sich um eine Ersatzinvestition handeln, wären die Kosteneinsparungen durch Austausch der alten Maschine ertragsmindernd anzusetzen. Dieses Verfahren wird auch Gewinnvergleichsrechnung genannt.
- Oftmals ist es auch sinnvoll, den notwendigen Mehrumsatz abzuschätzen, der nach Durchführung des Investitionsvorhabens zumindest betriebswirtschaftlich erwirtschaftet werden muss, um die laufenden Kosten zu decken.
Diese Break-Even-Analyse lässt sich vereinfacht so ableiten, in dem Sie das jährliche Kostenvolumen durch die durchschnittliche Rohertragsquote Ihres Unternehmens dividieren. So erhalten Sie zumindest einen Anhaltspunkt bzgl. der notwendigen Umsatzsteigerung.
Unser Fazit
Die günstige Gelegenheit oder das niedrige Zinsniveau sollten allein keine Kriterien sein, um eine Großinvestition durchzuführen.
Überlegen Sie im Vorfeld ausführlich, welche Punkte bei einer Investition zwingend erfüllt sein müssen.
Betrachten Sie hierzu auch mögliche Investitionsalternativen. Führen Sie abschließend eine zahlenbasierte betriebswirtschaftliche Betrachtung durch, in dem Sie zumindest die laufenden jährlichen Kosten des Investments abschätzen. Wenn dann das Investitionsvorhaben noch in Ihre gesamte Unternehmensstrategie passt, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.