Erinnern Sie sich noch an einer unseren letzten Blocks? Damals haben wir am Beispiel der Gastronomiekette Vapiano aufgezeigt, welche Probleme aus einem zu schnellen Wachstum heraus resultieren können.
Mitte März 2020 war das dann amtlich. Vapiano hat Insolvenz angemeldet. Nach Presseberichten sind weltweit über 10.000 Arbeitnehmer betroffen. Sicherlich war der ausschlaggebende Punkt am Ende der aus der Corona Pandemie resultierende Einnahmeneinbruch. – Aber lag es wirklich nur daran?
Aktuell überschlagen sich die Informationen bezüglich einer schnellen Soforthilfe für die deutsche Wirtschaft, die durch die öffentliche Hand direkt oder indirekt zur Verfügung gestellt wird. Nach den uns zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Blocks vorliegenden Informationen wird eine öffentliche Unterstützung in aller Regel allerdings nur dann gewährt, wenn die aktuellen Probleme ausschließlich auf die Pandemie zurückzuführen sind.
Kommen wir einmal auf Vapiano zurück.
2002 begann Vapiano erstmals damit, die innovative Idee, italienische (Nudel-) Gerichte vor Augen des Kunden standardisiert zuzubereiten. Diese innovative Idee der Systemgastronomie wurde von den Kunden sehr gut angenommen.
Es erfolgte ein (zu) schnelles Wachstum. Der Umsatz explodierte zwar förmlich. Die internen Strukturen wuchsen aber nicht mit. Augenscheinlich wurde das dadurch, dass die Schlangen aufgrund der zunehmenden Produktdiversifikation vor den Ausgabestellen immer länger wurden.
Die Kundenbeschwerden nahmen zu. Aufgrund der unzureichenden Ertragslage stieg auch der Kapitalbedarf. Jedes Restaurant, was neu eröffnet wurde, schlug mit weiteren Investitionen sowie vermutlich anfänglichen Verlusten ein weiteres Stück aus der ohnehin schon dünnen Liquiditätsdecke heraus.
Auch die Wettbewerber stellten sehr schnell fest, dass das innovative Konzept von Vapiano Marktchancen bot. Der Konkurrenz- und damit der Preisdruck stieg.
Zwar begann der Konzern beispielsweise mit Filialschließungen ein Sparkonzept umzusetzen. Unsere langjährigen Erfahrungen aus Restrukturierungsmaßnahmen zeigen, dass solche Sparkurse-, auch wenn sie strategisch sinnvoll sein mögen-, erst mittelfristig Wirkung zeigen.
Kurzfristig kann ein strikter Sparkurs sogar bedeuten, dass weitere Verluste beispielsweise bei der Aufgabe von Standorten (Rückbauverpflichtungen, Abstandszahlungen bestehender Verträge) oder bei einer schnellen Freisetzung von Mitarbeitern durch Sozialpläne, Abfindung usw. entstehen können.
Für die Liquiditätslage bedeutet dies in aller Regel, dass zur Umsetzung des Sparpaketes zunächst weitere frische Finanzmittel erforderlich sind.
Aber was können Sie hieraus für Ihr Unternehmen lernen?
Ein Expansionskurs muss gut überlegt sein. Es reicht nicht aus, dass nur der Umsatz steigt. Das gesamte Unternehmen muss mit wachsen.
Dies gilt für eine ausreichende Qualität und Quantität der Belegschaft, klare Aufgabenverteilung und Anweisungen, eine leistungsfähige Führungsmannschaft, aber auch eine perfekte Buchhaltung und ein der Unternehmensgröße angepasstes Controlling.
Dazu gilt es immer den notwendigen Finanzbedarf im Auge zu haben. Wachstum kostet Geld. Diese Weisheit zeigt sich immer wieder.
Setzen Sie alles daran, dass Sie frühzeitig vor der Expansion kompetente Finanzpartner mit ins Boot holen, die gewillt sind, Sie mit der für das Wachstum notwendigen Liquidität auszustatten.
Sollten Sie dann noch erkennen, dass Ihr Wachstum auch sehr schnell zu profitablen Ergebnissen führt, dann sind alle zufrieden.
Sicherlich: Vor Ereignissen wie Corona ist kein Unternehmen gefeit. Das gilt auch für Vapiano.