Die aktuelle Wirtschaftslage, meine sehr geehrten Damen und Herren, macht einigen Branchen zu schaffen. Exemplarisch sei insbesondere der Bausektor erwähnt, unter dem insbesondere Bauträger, aber auch Bauunternehmen stark leiden. Ursächlich hierfür ist zum einen die steigende allgemeine Kostensituation, zum anderen aber insbesondere der Anstieg der Fremdkapitalkosten. Dies zeigt sich in einem spürbar nachlassenden Auftragsvorlauf.
Dies hat zwangsläufig auch Auswirkungen auf die Bonitätsanalyse, beispielsweise aus Sicht Ihrer Hausbanken.
Bilanz- bzw. GuV-Kennzahlen, die das Thema Liquidität fokussieren, rücken zwangsläufig stärker in den Vordergrund.
Wie heißt es doch so schön: Cash is King. Wer in den guten Konjunkturlagen eine prosperierende Ertragslage auch dazu benutzt hat, Liquiditätsreserven aufzubauen, der sieht zwangsläufig einem Konjunkturabschwung gelassen entgegen.
Über ausgewählte Klassiker, wie Debitorenlaufzeit, Kreditorenlaufzeit oder Lagerdauer haben wir bereits ausführlich in vorangegangenen Blogs berichtet.
Zinsdeckungsgrad
Im Folgenden möchten wir den Zinsdeckungsgrad einer betriebswirtschaftlichen Betrachtung unterziehen.
Diese Kennzahl ist wie folgt definiert:
Der EBIT stellt nun das (nachhaltige) Ergebnis eines Unternehmens dar, welches vor Zinsaufwand sowie EE-Steuern erwirtschaftet wird.
Dieser Wert zeigt folglich das Betriebsergebnis eines Unternehmens vor Zinsaufwendungen oder anders ausgedrückt: Die Zinsaufwendungen müssen hiervon noch erwirtschaftet werden.
Interpretation der Kennzahl
Ziel der Kennzahl Zinsdeckungsgrad ist es folglich, eine Relation dieses Ergebnisses vor Zinsaufwendungen sowie EE-Steuern und den tatsächlichen Zinsaufwendungen des Unternehmens zu erhalten.
Es ergibt sich ein Faktor.
Dieser sagt aus, wie oft mit dem EBIT (Ergebnis vor EE-Steuern, Entnahmen, Re-Investitionen sowie Tilgungen) der tatsächliche Zinsaufwand erwirtschaftet werden könnte.
Je höher dieser Faktor Zinsdeckungsgrad ist, desto stabiler stellt sich die Zinsdeckung aus Sicht der Fremdkapitalgeber dar.
Je stärker sich dieser Wert dem Faktor 1 annähert, desto schlechter ist die Kreditwürdigkeit des Unternehmens einzuschätzen.
Sollte sich ein Zinsdeckungsgrad kleiner 1 ergeben, so wäre demnach das Unternehmen nicht in der Lage, seine Zinszahlungen für Fremdkapital aus dem operativen Geschäft zu erwirtschaften. Dies würde auf eine sehr schlechte Bonität hindeuten.
Werte, die den Faktor 1 deutlich unterschreiten, signalisieren in aller Regel eine Krisensituation.
Der Zinsdeckungsgrad sagt auch etwas darüber aus, wie sensibel Ihr Unternehmen für eine künftige Erhöhung des Zinsniveaus ist. Unternehmen, die über einen sehr hohen Zinsdeckungsgrad verfügen, können Verteuerungen im Kapitalmarkt vergleichsweise gut verkraften. Leider gilt diese Aussage auch spiegelbildlich.
Die Veränderungen des Zinsdeckungsgrades in Zukunft ist daher bei einer Bonitätseinschätzung eines Unternehmens zwingend zu berücksichtigen.
Weitere Ausführungen hierzu, die wir zudem mit einem praktischen Beispiel unterlegen werden, finden Sie im nächsten Beitrag.