Begriffe wie Geschäftsessen, Präsente, Geschenke an Geschäftsfreunde, Bestechungen, Schmiergelder, Provisionszahlungen oder Compliance dominieren oftmals die Tagespresse. Selten werden diese oder ähnliche Begrifflichkeiten in einem positiven Kontext erwähnt, wobei Bestechungsgelder oder Schmiergelder sicherlich auch schwer positiv zu werten sind.
In diesem heutigen Beitrag möchten wir einmal ein wenig zum Nachdenken anregen. Ist es nicht so, dass die alte Binsenweisheit „Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft“ nach wie vor noch Gültigkeit hat?
Die Interaktion zwischen Menschen und damit auch zwischen Unternehmen, in denen Menschen arbeiten, wird leider aufgrund des gesellschaftlichen Wandels immer weniger von einer gegenseitigen Wertschätzung geprägt. Die Anonymität der modernen Technik leistet sicherlich einen weiteren Beitrag zum Teil in eine negative Richtung. Vielleicht haben Sie auch schon einmal von negativen Beispielen gehört, in denen langjährige Beziehungen zu Partnern per SMS oder WhatsApp gekündigt wurden. Gruselig.
Wertschätzung, meine sehr verehrten Damen und Herren, hat nichts mit großen materiellen Werten zu tun. Eine durch Wertschätzung geprägte Beziehung, sei es im privaten oder geschäftlichen Bereich, kann für beide Seiten nur positiv sein. Eine kleine Aufmerksamkeit, die mit den „richtigen Worten“ überreicht wird, kann wahre Wunder wirken.
Zwei Beispiele aus unserer gelebten Unternehmensberaterpraxis.
Vor vielen Jahren hatten wir ein großes Möbelhaus als unseren Mandanten. Es ging u. a. darum, durch Gespräche mit den Mitarbeitenden Ansatzpunkte zur Verbesserung der internen Unternehmensorganisation abzuleiten. Dies bedeutete auch, dass wir/ich sehr viel vor Ort im Unternehmen präsent waren, um die Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen zu führen.
Eines Morgens, es war um die Osterzeit, war ich praktisch allein auf der Straße unterwegs. Ich will hiermit nicht ausdrücken, dass ich den Stau vermisst habe, sondern lediglich, dass ich gut 45 Minuten vor Öffnung des Möbelhauses bereits vor der Türe stand.
Ich nutzte die Zeit, um in einem kleinen Kiosk in der Nähe noch einen Kaffee zu trinken. Der Kiosk hatte – geschäftsmodelltypisch – eine Auswahl von Süßigkeiten im Angebot, u. a. Schokoladenosterhasen. Ich schaute in die Warenauslage und entschied mich spontan dazu, einen kleinen goldgefärbten Hasen mit roter Schleife und Glöckchen zu kaufen und der in dem Möbelhaus für mich zuständigen Assistentin der Geschäftsführung spontan als kleines Dankeschön zu geben. Es war schließlich kurz vor Ostern.
Als sich die Eingangstüre um Punkt 10:00 Uhr öffnete, suchte ich das Büro der Teamassistentin auf. Da die Dame noch nicht im Hause war, entschied ich mich spontan, den Hasen auf die Tastatur zu legen. Danach zog ich mich in den Besprechungsraum zurück, um die bereits angekündigten Gespräche mit ausgewählten Mitarbeitenden zu führen.
Nach einem ersten, längeren Gespräch, wir hatten zwischenzeitlich ca. 11:00 Uhr, klopfte es und die Dame kam hinein und begrüßte mich freundlich: „Guten Morgen, Herr Schaaf“, heute war ich etwas später. Benötigen Sie noch etwas; darf ich Ihnen einen frischen Kaffee bringen?“
Natürlich sagte ich „ja“ und die Dame wandte sich lächelnd zur Türe.
Kurz bevor sie den Raum verließ, drehte sie sich rum und fragte mich: „Eine Frage habe ich noch: Als ich heute Morgen in mein Büro kam, sah ich einen goldfarbenen Osterhasen auf dem Schreibtisch. Ich habe die ganze Zeit überlegt, von wem der Hase sein könnte. Mir fiel kein Name ein. Herr Schaaf, haben Sie mir den Hasen auf den Schreibtisch gestellt?“
Ich bejahte dies, verbunden mit der Aussage, dass es eine spontane Idee kurz vor Ostern von mir gewesen sei, verbunden mit einem kleinen „Dankeschön“ für ihre großartige Unterstützung im Rahmen unseres Beratungsmandates.
Und jetzt, meine sehr geehrten Damen und Herren, passierte etwas Unfassbares: Die Dame fing fast an zu weinen und sagte sinngemäß: „Ich bin seit gut 35 Jahren in diesem Unternehmen und mir hat noch nie jemand eine kleine Süßigkeit auf meinen Schreibtisch gestellt“.
Diese Aussage, meine sehr verehrten Damen und Herren, ließ auch tief in die Unternehmens- und Führungskultur des Unternehmens blicken.
Tatsache war aber eins: Es war erschreckend, aber auch schön zugleich feststellen zu können, wie eine Kleinigkeit verbunden mit den richtigen Worten bzw. Gesten eine (Geschäfts-) Beziehung positiv verändern kann. Ohne dass das jemals meine Absicht war, hatte ich mit dieser kleinen Geste eine emotionale Bindung zu einem Menschen erzeugt, die noch Jahre nach Beendigung des Mandates anhielt.
Es kann so einfach sein!
Ein weiteres Beispiel aus unserer gelebten Beratungspraxis, verbunden mit einem betriebswirtschaftlichen Fazit erfahren Sie in der nächsten Folge.