Es sind oftmals die kleinen Dinge, meine sehr geehrten Damen und Herren, die viel bewegen können. Dies gilt für das private Umfeld genauso wie für geschäftliche Belange.
Viele Unternehmen denken. Bei dem Stichwort Marketing direkt an große Konzerne. Was spricht denn dagegen, wenn auch kleine Unternehmen ein aktives Marketing betreiben? Natürlich nichts.
Bei mittelständischen Unternehmen kommt zudem noch hinzu, dass viele Führungskräfte schlicht nicht bereit sind, für diesen “Nonsens“ nennenswerte Budgets in die Hand zu nehmen.
Aber: Müssen es immer nennenswerte Budgets sein?
Einen weiteren Hinweis noch zum Stichwort „aktives Marketing“. Marketing hat nichts mit „Schnellschüssen“ zu tun.
Eine gute Marketingstrategie ist immer auf eine Nachhaltigkeit, d. h. eine Konstanz, gerichtet.
Sicherlich können und sollen einzelne Aktionen noch einmal verstärkt auf dies und das aufmerksam machen. Ein permanentes „am Ball bleiben“ ist aber die entscheidende Komponente, auch bei vollen Auftragsbüchern.
Wenn das ganze erst dann angepackt wird, wenn weit und breit kein Kunde mehr in Sicht ist, dann ist es zu spät.
Lassen Sie uns zum ersten Praxisbeispiel kommen.
Im konkreten Fall um eine kleine Boutique, die Damenbekleidung sowie Accessoires in einem mittleren Preissegment vertreibt. Die Boutique befindet sich in einer Kleinstadt mit einer guten Kaufkraft. Dennoch zeigten die Ertragsdaten, dass auch hier der allgemeine Trend zum Online-Einkauf sichtbare Spuren hinterlassen hat.
Die Strukturen im Unternehmen waren für einen eigenen nennenswerten E-Commerce (konkreter: Versandhandel) nicht ausgelegt. Was kann also getan werden, um dennoch mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand mehr Kunden in das Ladenlokal zu locken, um die Ertragslage wieder zu verbessern?
Die ersten Schritte wurden in der Weise unternommen, als das Bilder von neuen Saisonartikeln/Kleidungsstücken auf sozialen Medien gezeigt wurden. Der Erfolg war mäßig. Hinzu kam, dass die Professionalität der Produktbilder mit dem nahezu perfekten Auftritt von Großkonzernen nicht mithalten konnte.
So langsam reifte aber der Gedanke, eine Modenschau elektronisch abzuhalten. Die Idee dahinter: Werden Kleidungsstück oder ein Modeaccessoire am lebenden Objekt präsentiert, dann hat dies eine ganz andere Wirkung. Wenn die Präsentation dann noch von Amateuren und keinen Profis dargebracht wird, dann erhöht dies gegebenenfalls sogar die Akzeptanz, sich ein „alltagstaugliches“ Kleidungsstück zu kaufen.
Die Gretchenfrage war nun: Wo findet sich nun ein geeignetes „Demonstrationsobjekt“ bzw. – subjekt?
Eine Teilzeitkraft der Boutique stellte sich zur Verfügung, einmal die ersten Modeclips aufzunehmen. Hierzu wurde bewusst das Ladenlokal gewählt, damit folgende Botschaft vermittelt werden kann:
„Das sind die Artikel, die Du bei uns erwerben und anprobieren kannst.“
Die Clips wurden immer nach dem gleichen Muster produziert, sodass der Aufwand sehr gering war. Die neuen Artikel werden kurz vorgestellt und dann am lebenden Objekt präsentiert. Wichtig war die Konstanz. Alle zwei Wochen wurden zu einer festen Uhrzeit neue Clips in den sozialen Medien veröffentlicht. Das prägte sich die den Stammkunden ein.
Was denken Sie: Hat die Idee gefruchtet?
Der elektronische Traffic in den sozialen Medien stieg zunächst verhalten und dann exponentiell an.
Nach Aussagen der Inhaberin kommt es teilweise sogar vor, dass neue Kleidungsstücke morgens eingestellt werden und sich viele Stammkunden die Artikel am gleichen Tag noch reservieren.
Des Öfteren war auch festzustellen, dass neu eingetroffene Artikel bereits innerhalb von wenigen Tagen abverkauft waren. So bestand teilweise sogar noch die Möglichkeit, je nach Resonanz weitere Artikel zu Beginn der Saison nachzuordern.
Der primäre Abnehmerkreis resultierte aus Kunden, die in einem bestimmten Radius um die Boutique wohnen oder aber die Boutique mittlerweile aus den sozialen Medien kennen und dann beispielsweise auf dem Hin- oder Rückweg zur Arbeit „mal schnell“ reinsprangen.
Das Beste an der ganzen Sache: es sind nicht nur die Umsatzzahlen gestiegen. Die Dame, die das Mannequin in vielen Clips darstellt, fühlt sich mittlerweile glatt schon als kleiner Fernsehstar. Sie ist schlicht stolz darauf, einen so hohen Zuspruch über elektronische Medien zu erfahren. Dies hat die Motivation und damit die Leistungsbereitschaft nochmals gesteigert. Natürlich wurde zwischenzeitlich auch ein kleines Provisionsmodell erarbeitet, sodass diese Dame am Verkauf dieser Artikel mit partizipiert.
Einmal mehr gilt: eine WIN-WIN-Situation für alle Seiten. Es kann so einfach sein-Wie oft.