Wir, meine sehr geehrten Damen und Herren, hätten auch nicht gedacht, dass dies bereits die x-Folge ist, die wir zum Thema Marketing veröffentlichen.
Nicht, dass dies ggf. falsch bei Ihnen angekommen ist: Wir sind BWLer mit Leib und Seele und daran hat sich bis heute auch nichts geändert. Immer wieder müssen wir leider feststellen, dass wir erst dann zu neuen Mandanten gerufen werden, wenn „die Hütte richtig brennt!“. Natürlich mag Peter Schaaf in seiner Rolle als Brandinspektor die roten Fahrzeuge und blauen Punkte, aber muss dies beruflich auch zwingend so sein?
Eine Reflektionsfähigkeit, da könnte etwas schiefgelaufen sein, ist bzw. war bei vielen Mandanten nicht immer in einem erforderlichen Maße ausgeprägt. Wenn die Kontoführung erstmal eng wird und ggf. Löhne nur verspätet bezahlt werden können, dann wird auch dem Letzten klar: Hier stimmt etwas nicht.
Die Insolvenz des großen Kunststoffdosenherstellers Tupperware hat uns veranlasst, diesen Beitrag zu schreiben.
Sie alle kennen sicherlich diese bunten Schüsseln samt sinnvollen und unsinnigem Zubehör, die jahrelang über die berühmten Tupperpartys vertrieben wurden. Die vielen Kunststoffartikel für den Hausgebrauch zeichneten sich durch ein pfiffiges Design, eine hohe Qualität sowie eine Langlebigkeit aus.
Diese Artikel waren im freien Handel praktisch nicht zu finden. Sie wurden ausschließlich auf „Inhouse-Messen“ vertrieben. Das ganze Vertriebssystem baute stark auf Anreize auf. So wurden nicht nur dem für die Veranstaltung Durchführenden Provisionen in Abhängigkeit vom Verkaufsvolumen bezahlt. Den Kaufenden wurden auch kleinere Geschenke auf den Partys übergeben, die zum Teil an das jeweilige Kaufvolumen gekoppelt waren.
Talentierte Gastgeber, die ein schickes Ambiente für die Party zur Verfügung stellten und ggf. noch mit großen kommunikativen Fähigkeiten versehen waren, konnten auf diese Weise einen „flotten Euro“ nebenher verdienen.
Zeitweise war es schlicht hip, an solchen Partys teilzunehmen. Das ganze funktionierte jahrelang recht erfolgreich als sogenanntes Schneeballsystem. Neben den Geschenken reizte auch ein lebenslanges Garantieversprechen, die guten, aber auch im Vergleich zum Wettbewerb überteuerten Produkte zu kaufen.
Was waren die Gründe für die „plötzliche“ Insolvenz?
Wie kann es also passieren, dass ein über jahrelang erfolgreiches Unternehmen „plötzlich“ Insolvenz anmeldet?
- Geändertes Umweltbewusstsein
Die öffentliche Diskussion über einen ressourcenschonenden Umgang von Rohstoffen, der Reduktion des CO2-Austoßes, die Verteuerung der Energiepreise usw. scheinen vom Konzern gänzlich ignoriert worden zu sein.
- Geänderte Konsumentenwünsche
Waren Kunststoffartikel jahrelang in vielen Bereichen für die Konsumenten die erste Wahl, so rücken in den letzten Jahren verstärkt Wünsche nach nachhaltigen Verpackungsmöglichkeiten in den Vordergrund. Die gute alte Emaille-Schüssel bzw. die bekannte Edelstahldose findet wieder verstärkt Zuspruch.
Festgehalten werden kann, dass sich die Wünsche der Verbraucher mittlerweile geändert haben. Dies wurde vom Unternehmen praktisch ignoriert.
- Nicht mehr marktgängige Produktpallette
Die logische Konsequenz war, dass die Produktpalette des Unternehmens nicht mehr dem aktuellen Markttrend entsprach, was nahezu zwangsläufig zu rückläufigen Erlösen führte.
Es wäre folglich eine Anpassung der Produktpalette notwendig gewesen.
Das, was hier in so einem lapidaren Satz steht, würde aber für jedes Unternehmen einen Kraftakt bedeuten. Wenn die Kernkompetenz in unserem Beispiel in der Verarbeitung von Kunststoffartikeln liegt, dann ist es schlicht nicht möglich, einmal kurz ähnliche Artikel aus beispielsweise nachwachsenden Rohstoffen anzubieten.
Einen solchen Prozess gilt es über einen langen Zeitraum umzusetzen, wofür erhebliche Ressourcen erforderlich sind. Ein strategischer Weitblick ist folglich gefragt.
Wie es weitergeht und welche Rückschlüsse und Handlungsnotwendigen für Ihr Unternehmen hieraus gezogen werden können, das erfahren Sie in der nächsten Folge.