Bereits in einem der vorangegangenen Blogs haben wir über die „Technik“ der Kapitalflussrechnung berichtet. Mit diesem Beitrag wollen wir ersten Schritte zur Interpretation der Kapitalflussrechnung erläutern.
Betriebswirtschaftlich spannend wird es hingegen erst dann, wenn die Kapitalflussrechnung im Kontext mit der Ertragslage des Unternehmens gesehen wird.
Insbesondere für die Banken- und Sparkassenwelt ist der Cashflow und – daraus abgeleitet- die Kapitaldienstfähigkeit eines Unternehmens ein wichtiger Bestandteil.
- In einer ganz einfachen Form ist der Cashflow als Ergebnis plus Abschreibung definiert.
Der Cashflow soll eine „theoretische“ Aussage darüber geben, welche Mittel in der letzten Periode dem Unternehmen zugeflossen sind.
Aus diesen „theoretischen“ Zuflüssen können dann Abflüsse, wie Entnahmen, aber auch Tilgungsleistungen beglichen werden.
Haben Sie etwas gemerkt? – Genau. Der Cashflow leider nur ein theoretischer Liquiditätszufluss, denn die Ertragslage des Unternehmens ist ein reiner Indikator für die Rentabilität. Dies sagt oftmals nichts über die tatsächlichen Zahlungszu- und -abflüsse aus.
Sie werden misstrauisch? – Nun: Hier kommt der „Beweis“.
- Die in der GuV ausgewiesenen Umsatzerlöse stellen die fakturierten Ausgangsrechnungen dar. Eine Rechnung zu stellen und zu buchen, sagt aber noch lange nichts darüber aus, wann die Rechnung auch bezahlt wird. Genau in diesem Punkt ist das eigentliche Problem versteckt.
- Sollte Ihr Unternehmen entweder keine Zahlungsziele gewähren (und sich alle Kunden daran halten) oder aber ausschließlich Bargeschäft betreiben, so besteht die skizzierte Problematik nicht.
- Gänzlich anders sieht es aber aus, wenn Rechnungen fakturiert werden, die erst nach Ablauf der Zahlungsziele beglichen werden.
- Dies bedeutet: Wenn Sie heute beispielsweise als Händler Waren zu lukrativen Preisen veräußern, werden Sie unmittelbar bei Rechnungsstellung und -buchung Ihre Erträge realisieren.
- Die Gewinne Ihres Unternehmens steigen, der Cashflow zwangsläufig auch.
- In der Bilanz ist aber auch erkennbar, dass Ihre Forderungen aus Lieferungen und Leistungen auch angestiegen sind, zumindest so lange, bis Ihre Kunden bezahlen.
- Der erzielte Ertrag wird folglich erst zeitversetzt als Liquidität zufließen, wenn der Geldeingang zu verzeichnen ist. Genau diesen Zeitverzug greift der normale, operative Cashflow nicht
Die Kapitalflussrechnung zeigt zwar dann einen positiven operativen Cashflow, weist aber auch einen Liquiditätsabfluss aus, der aus dem Anstieg der Debitoren resultiert.
Der Leser der Kapitalflussrechnung kann folglich klar erkennen, dass der Cashflow nicht zugeflossen ist und sich folglich ggf. ein Liquiditätsbedarf ergibt, der aus anderen Quellen zu decken ist bzw. war.
Wir halten fest:
Die Kapitalflussrechnung ist ein betriebswirtschaftlich sinnvolles Medium, um die Liquiditätsentwicklung eines Unternehmens in der letzten Periode einschätzen zu können.