Ich hoffe sehr, dass Sie, sehr verehrte Damen und Herren, mit dem Thema Unternehmenskrisen nie konfrontiert werden. Die Realität spricht leider oftmals eine andere Sprache. Egal ob Sie selbst ein Unternehmen führen oder aber als Mitarbeiter eines Kreditinstituts Unternehmen beurteilen müssen. Dass ein Unternehmen in eine Krisensituation kommen kann, davor ist niemand gefeit.
Aber: Es gibt spürbare Unterschiede zwischen starken und schwachen Unternehmen. Dies trifft auch unser heutiges Thema: Das Spüren und Wahrnehmen von Unternehmenskrisen aus Sicht vieler Unternehmen
Lassen Sie uns zu Beginn einmal die Perspektive eines guten Unternehmens einnehmen. Eine vorausschauende, gute Unternehmensführung implementiert im eigenen Haus Prozesse, die ein permanentes Nachjustieren ermöglichen. Eine offene Fehlerkultur gehört hierzu.
Zudem zeigen uns unsere Mandanten immer wieder, dass die „Antennen“ für Veränderungen am Markt, bei den Lieferanten, im Personal, in der Gesamtwirtschaft oder, oder, oder … sehr ausgeprägt sind.
Im optimalen Fall werden bereits mögliche Risiken oder auch Marktchancen realisiert, bevor es in den eigentlichen Zahlen konkrete Anhaltspunkte dafür gibt. Dies ermöglicht zwangsläufig der gesamten Wertschöpfungskette im Unternehmen, sich frühzeitig auf die neuen Herausforderungen einzustellen oder aber bestehende Schwachstellen zu optimieren.
Die Befragung von Kunden ist beispielsweise eine gute Möglichkeit. Ergänzende Statistiken, beispielsweise bzgl. der Mängelquote, der Termintreue, aber auch das Einhalten von Kalkulationsvorgaben ergeben wertvolle ergänzende Hinweise.
Wenn Sie mit offenen Ohren, offenen Augen und mit einer gut funktionierenden Nase permanent Ihr Unternehmen bewusst wahrnehmen, dann erhalten Sie genug Impulse, die, sofern diese dauerhaft umgesetzt werden, zu einem stetigen Verbesserungsprozess führen. Es sind nicht immer die großen Innovationen, sondern oftmals das konsequente Umsetzen von kleineren Verbesserungen.
Auch eine Kundenbeschwerde kann durchaus zum Anlass genommen werden, ganze Wertschöpfungsprozesse im Unternehmen zu überdenken und am Ende aus einer Schlappe sogar noch ein Tor zu erzielen. Hierüber haben wir bereits im eigenen Beitrag berichtet.
Wie sieht es aber nun in schwachen Unternehmen aus?
Sicherlich „tickt“ jedes Unternehmen anders, aber oftmals sind 3 Krisenstufen zu beobachten.
Phase 1: Das Spüren der ersten negativen Indikatoren
Mitarbeitende von Banken und Sparkassen gehen oftmals sehr zahlenorientiert vor. Dies gilt insbesondere dann, wenn diese keine eigene Kundenverantwortung haben (Marktfolge). Die Qualität und die Aktualität des Datenmaterials im Mittelstand ist ein weiteres großes Thema. So kann es dazu führen, dass weder die Bank noch das Unternehmen selbst erste Anzeichen einer Schieflage im Zahlenmaterial frühzeitig erkennt. Ein „Wachwerden“ erst dann, wenn die Liquidität brennt, ist oftmals (zu) spät.
Wir konnten immer wieder beobachten, dass auch Unternehmen, die über ein chaotisches Rechnungswesen verfügen, dennoch Krisensignale durchaus wahrnehmen. Der Konkurrenzdruck steigt, die Kunden beschweren sich, die Lieferanten sind unzufrieden mit der Zahlungsweise, die Retourenquote erhöht sich usw.
Ein Gefühl, dass es nicht rund läuft, ist praktisch immer vorhanden, egal ob es sich um starke oder schwache Unternehmen handelt. Der wesentliche Unterschied liegt nun darin, ob diese Krisenindikatoren auch bewusst wahrgenommen werden.
Die rosarote Brille
Sie kennen sicherlich die rosarote Brille. Man will die Signale einfach nicht realisieren. Argumente wie, das haben wir schon öfters gehabt, darauf habe ich keinen Einfluss oder das wird schon wieder, sind typische Ausflüchte, die einen Verdrängungsprozess visualisieren.
Genau hierin liegt der Unterschied zwischen aktiv agierenden und passiv reagierenden Unternehmen.
Während im ersten Fall bereits bei den ersten Indikatoren Optimierungsmaßnahmen veranlasst werden, ist ein „Aussitzen“ eher die Strategie der Zweitgenannten.
Natürlich kann es vorkommen, dass sich die Signale in Luft auflösen. Dann kann die Bewertung nur lauten: Glück gehabt. Mit einer aktiven und dauerhaft erfolgreichen Unternehmensführung hat dies allerdings nichts zu tun.
Insgesamt, meine sehr verehrten Damen und Herren, sind aus unserer Sicht drei Phasen zu unterscheiden. Die erste Phase, die den Überbegriff hatte „Erkennen ja, aber handeln nicht notwendig!“ haben wir gerade beschrieben. Welche weiteren Phasen es noch zu beobachten gibt und vor allem, welche Rückschlüsse hieraus gezogen werden können oder Sie herausziehen können, das erfahren Sie im nächsten Beitrag.