Was mache ich mit meiner nicht verkauften (Saison-)Ware – Teil 1
Wer hätte gedacht, dass dieses kleine Virus uns so lange ärgert. Losgelöst von den vielen menschlichen Schicksalen sind ganze Branchen und damit große Teile der Wirtschaft von den Auswirkungen betroffen.
Sind Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, Händler bzw. haben Sie Handelsunternehmen? Dann sind Sie bei diesem Beitrag genau richtig. Aber natürlich freuen wir uns über jeden Leser bzw. jede Leserin, die sich mit der Thematik Handel und vor allem mit den Warenbeständen beschäftigt.
Nach einer Lockerung der Restriktionen im letzten Jahr bestand zunächst einmal begründete Hoffnung darauf, dass die Wintersaison 2020/21 halbwegs wieder im Rahmen eines ordnungsgemäßen Geschäftsbetriebes abgewickelt werden könnte. Vor diesem Hintergrund, so denke ich, werden noch viele von Ihnen den Saisoneinkauf entsprechend disponiert haben.
Erschwerend kam bei dem ein oder anderen von Ihnen vermutlich noch hinzu, dass die Order für das Wintergeschäft bereits lange im Vorfeld getätigt wurde. Eine Stornierung der Ware war nicht mehr möglich.
Es kam dann noch schlimmer, als wir es alle erahnen konnten. Die Umsatzeinbrüche werden, so vermute ich, beträchtlich gewesen sein.
Was sind die Konsequenzen hieraus: Die Läger sind noch voll mit Saisonware, obwohl die Saison zwischenzeitlich bereits vorbei ist. Mit kurzfristigen Lockerungen ist nicht zu rechnen. Damit auch nicht mit einer Belebung des Geschäftes.
Viele von Ihnen dürften mit Onlineverkäufen noch den ein oder anderen Umsatz getätigt haben. Bei fast allen Präsenzhändlern recht der durch den Onlinehandel allerdings nicht aus, den Umsatzeinbruch durch die Geschäftsschließung zu kompensieren.
Je nach ausgehandeltem Zahlungsziel wird jetzt der Einkauf liquiditätsmäßig fällig.
Erschwerend dürfte hinzukommen, dass Sie bereits spätestens jetzt die Entscheidung treffen müssen, welche Waren Sie in welchen Mengen für die kommende Saison ordern müssen.
Die Konsequenz: Sie müssen die Herausforderungen/Altlasten der Vergangenheit bewältigen und parallel hierzu Entscheidungen bei einer mehr als unsicheren Zukunft treffen.
Ich/wir möchten Ihnen einige betriebswirtschaftliche Tipps geben, wie Sie mit der aktuellen Situation in Bezug auf den Warenbestand und die Liquiditätsthemen umgehen können:
- Selektion der Waren
- Selektieren Sie Ihren Warenbestand einmal in Kategorien hinsichtlich einer möglichen künftigen Verkaufsfähigkeit.
- Klassiker, die Ihrer Ansicht nach auch künftig (und wenn es auch in der nächsten Saison) verkaufsfähig sind, sollten betriebswirtschaftliche anders behandelt werden als Waren, die Sie beispielsweise aufgrund der modischen Gestaltung für nicht mehr verkaufsfähig halten.
- Bewertung nach Schulnoten
- Was halten Sie davon, die Chargen einmal nach Schulnoten zu bewerten? Eins bedeutet in der nächsten Saison gut veräußerbar, sechs bedeutet nicht mehr veräußerbar.
- Auf diese Weise können Sie beispielsweise in der einfachen Exceltabelle eine Selektion Ihres Warenbestandes vornehmen. Verwenden Sie dazu die Funktionen AutoFilter sowie Teilsumme.
- So können Sie durch einen einfachen Mausklick jedes Mal die Waren nach der gewünschten Kategorie selektieren und bekommen zudem die jeweiligen Einkaufswerte in einer Summe ausgewiesen.
- Abweichende Einschätzungen können Sie so jederzeit in der Tabelle durch Änderung der Schulnote einpflegen, ohne großartig andere Änderungen vornehmen zu müssen.
- Liquidität vor Rentabilität
- Kennen Sie folgende Aussage? Liquidität geht vor Rentabilität?
- Dies soll folgendes bedeuten: Je stärker der Liquiditätsdruck ist, umso wichtiger ist es, sich von Chargen zu verabschieden, auch wenn sie perspektivisch noch einen guten Verkaufspreis erzielen können.
- Je besser Ihre Liquiditätspolster aber sind, desto mehr können Sie sich liquiditätsmäßig es sich leisten, beispielsweise Waren bis zur Bewertung mit der Schulnote vier im Bestand zu lassen. Die Entscheidung hängt schlicht von Ihrer aktuellen Situation ab.
Weitere Tipps erfahren Sie in unserem nächsten Beitrag.