In einem der letzten Blogs habe ich wieder einmal die Perspektive des Feuerwehrmannes eingenommen. Ich berichtete davon, welche vielfältigen Erfahrungen ich im Rahmen einer „Heißausbildung“ sammeln konnte. Es handelte sich hierbei um eine Übung, in der meine Kollegen und ich in voller Schutzkleidung durch „brennende“ Container geschickt wurden, um dort die richtige Brandbekämpfung zu trainieren.
Heute möchte ich Ihnen gerne erläutern, was diese Heißausbildung mit der Betriebswirtschaft nun zu tun hat.
Heißausbildung und Betriebswirtschaft – der Erkenntnisgewinn
Was hat dies mit Betriebswirtschaft zu tun? Nun: die Sache ist eigentlich recht einfach:
Wie oft glauben wir im Wirtschaftsleben, dass wir gegen alle Eventualitäten gut geschützt sind? Aber ist das wirklich so?
Ich möchte Ihnen hierzu gerne einmal einige Beispiele zur Gewissenserforschung geben:
- Haben Sie betriebliche Versicherungen für Ihr Unternehmen wie beispielsweise Betriebshaftpflicht, Betriebsunterbrechungsversicherung etc. abgeschlossen? Prima, aber ist der Versicherungsschutz noch aktuell? Wann haben Sie die Verträge letztmalig überprüfen lassen?
- Sie verfügen über eine Kriegskasse, d. h. liquide Mittel für Ihr Unternehmen? Hervorragend. Haben Sie aber schon einmal die Cash-Reichweite dieser Mittel für Ihr Unternehmen überprüft?
Die Berechnung hierfür ist recht einfach: Nehmen Sie einfach den Bestand an Barliquidität (zum Beispiel Tagesgeldguthaben) und dividieren Sie diesen durch die monatlichen Fixkosten inklusiv der sonstigen nicht ertragswirksamen Liquiditätsabflüsse (wie bei Umsatzsteuervorauszahlungen, Tilgungsleistung etc.). Sie erhalten dann die Anzahl der Monate als Ergebnis, für die Ihre Liquidität ausreichen würde.
Sind Sie erschrocken? Dies wundert uns nicht wirklich. Hier die zweite Chance:
Addieren Sie zu den liquiden Mittel auch die freien Kontokorrentlinien hinzu, die Ihrem Unternehmen zur Verfügung stehen und führen Sie die Berechnung erneut durch.
Na? Besser? Vermutlich schon, aber auch oftmals nicht wirklich beruhigend.
- Haben Sie gute Leistungsträger in Ihrem Unternehmen wie beispielsweise im Vertrieb, in der Produktion oder der Verwaltung? Klar? Wir gönnen es Ihnen sehr.
Aber: Wie stark sind Sie auf denn auf einen plötzlichen Ausfall oder das Weggehen eines solchen Leistungsträgers vorbereitet?
Zwei Beispiele:
- Sämtliche Schlüsselkontakte sind bei Ihrer Top-Vertriebskraft gespeichert. Diese hat sich entschieden, zu einem Konkurrenten zu wechseln. Ein kleines, ein mittleres oder ein großes Problem für Sie?
- In Ihrer EDV-Abteilung kennt nur eine Person die relevanten Zugangsdaten. Diese Person ist plötzlich gesundheitsbedingt unpässlich. Ein kleines, ein mittleres oder ein großes Problem?
Wir könnten diese Beispiele nahezu endlos fortsetzen.
Die skizzierten Themen betreffen aber nicht nur Schlüsselpersonen in Ihrem Unternehmen. Gleiches gilt natürlich auch für Unternehmensexterne, die Sie beauftragt haben.
- So wurde beispielsweise eine Arztpraxis bezogen auf Ihre EDV-Ausstattung jahrelang von einem externen Dienstleister betreut. Die Praxis ärgerte sich aber zusehends darüber, dass selbst einfache Änderungen am EDV-System, wie beispielsweise der Anschluss eines neuen Druckers, laut Vertrag nur vom externen Dienstleister gegen Entgelt ausgeführt werden durften.
Zudem waren die notwendigen Systemkennwörter nicht bekannt, die zur Installation des Druckers notwendig waren.
Unsere Einschätzung: Die Praxis saß bereits in der Mausefalle denn: Eine Kündigung des bestehenden Wartungsvertrages würde wahrscheinlich dazu führen, dass die notwendigen Lizenzen sowie Passwörter erst recht nicht dem Auftraggeber übergeben werden.
Zwar mag ein solches Verhalten moralisch verwerflich und juristisch zweifelhaft sein. Dies nützt der Praxis aber zunächst nichts, wenn der Geschäftsbetrieb nicht aufgrund einer nicht funktionieren EDV eingestellt werden soll.
Unser Tipp: Achten Sie folglich immer darauf, dass Sie neben funktionierenden Notfallplänen bzw. Vertretungsregelungen auch die für Ihr Unternehmen zwingend notwendigen Zugangsdaten, Passwörter usw. an einem sicheren Ort aufbewahrt haben und dieser Ort für Sie zugänglich ist.
- Wie war das noch gleich mit dem Versicherungsschutz? Wie alt sind die bestehenden Policen? Stimmt: Da war doch was.
Uns geht es sicherlich nicht darum, Ihnen eine Versicherung zu verkaufen, sondern:
Unser Tipp: Checken Sie in regelmäßigen Abständen, ob die wesentlichen unternehmerischen Risiken abgesichert sind und ob der Versicherungsschutz ausreichend dimensioniert ist. Auch hier gilt: nicht die billigste Versicherung ist auch die Beste.
Klar: Gewissheit erhalten Sie immer erst im Schadensfall, wenn es dann nicht bereits zu spät ist….
Rückschlüsse
Welchen Rückschluss können wir nun aus den drei von uns genannten Positionen ziehen?
- Eine gute Absicherung Ausrüstung als Risikoprophylaxe schadet nie bzw. ist immer zu empfehlen.
Keine Einsatzkraft der Feuerwehr würde ohne persönliche Schutzausrüstung, die zudem noch an das aktuelle Einsatzgeschehen angepasst wird, sich in eine Gefahrenzone begeben.
- Sicherheit kann trügen oder Scheinsicherheit ist gefährlich.
Selbst eine hochwertige Feuerwehrschutzausrüstung schützt die Einsatzkräfte bei direkter Brandeinwirkung nur für maximal 5-10 Sekunden.
Klopfen Sie daher, die für Ihr Unternehmen relevanten Positionen auf die tatsächliche Schutzwirkung ab.
Sorgen Sie beispielsweise dafür, dass die Liquiditätsreserven Ihres Unternehmens immer ausreichend groß bemessen sind, sämtliche Schlüsselpositionen oder Funktionen durch Back-up-Lösungen wie Vertretungsregelungen, alternative Maschinen oder beispielsweise externe Anbieter aufgefangen werden können.
Ich finde einmal mehr: Betriebswirtschaft und Feuerwehr haben viele Gemeinsamkeiten, finden Sie nicht?