Erinnern sich noch an letzten Beitrag zum Thema Unternehmenspleiten? Wir verwiesen dort auf Statistiken des Kreditschutzverbandes von 1870, der systematisch seit vielen Jahren die Ursachen für Unternehmenspleiten untersucht. Die Unternehmensursachen wurden primär in unternehmensinterne und unternehmensexterne Gründe unterteilt.
Zum Abschluss des letzten Beitrags stellten wir folgende Frage:
Haben Sie bereits eine grobe Vorahnung, ob die wesentlichen Insolvenzursachen primär aus dem innerbetrieblichen oder dem außerbetrieblichen Bereich resultierten?
Hier die Auflösung.
Im Jahr 1993 waren rd. 85 % der Insolvenzursachen im innerbetrieblichen Bereich zu suchen. Spannend ist nun die Frage, wie sich dieser eindeutige Ursachenschwerpunkt bis zum Jahr 2015 verändert hat. Sie mögen es vielleicht kaum glauben, aber die exogenen Insolvenzursachen wurden im Jahr 2015 lediglich mit 15 % seitens des Verbandes angegeben. Es gab zwar zwischen den einzelnen innerbetrieblichen Insolvenzgründen Verschiebungen. Die Kernaussage hat sich aber nicht verändert. Und das in 12 Jahren!
Lesenswert ist auch eine die gesamte Studie des Verbandes, die die Insolvenzen 2015 im 10 Jahres Vergleich analysiert. Der Link hierzu ist: Firma (ksv.at)
Unsere Erfahrungen bestätigt – Die Probleme liegen IM Unternehmen
Wir mussten im Rahmen unserer Beratungstätigkeit die gleichen Erfahrungen sammeln, die oftmals zu einer identischen Aussage führten.
Natürlich tritt die (formale) Insolvenz in aller Regel erst bei der Zahlungsunfähigkeit ein. Diese stellt aber letztendlich „nur“ fest, dass die Liquiditätsressourcen nicht mehr ausreichen, die (künftig) fälligen Verpflichtungen zu bedienen. Die Gründe dahinter interessieren die Insolvenzordnung wenig.
Unterstellen wir nun einmal, dass diese Betrachtungen des KSV von 1870, die sich im Wesentlichen mit unseren Erfahrungen decken, auch für Deutschland als repräsentativ angesehen werden können. (Negative Sonderfaktoren, wie Lockdown, weitere Auswirkungen der Corona-Pandemie, aber auch die Kriegssituation in Ost-Europa sollen bewusst einmal vernachlässigt werden.)
Rückschlüsse
Sehen Sie die Ergebnisse der Statistik eher als niederschmetternd oder eher als erfreulich an?
Aus unserer Sicht sind folgende Aussagen festzuhalten: Die Tatsache, dass der weit überwiegende Teil der Insolvenzgründe aus dem innerbetrieblichen Bereich resultiert, ist positiv zu bewerten. Dies bedeutet nämlich, dass, sofern mögliche Risiken und Schwachstellen sehr früh erkannt werden, das Unternehmen selbst Einfluss darauf nehmen kann, diese Schwachstellen zu beseitigen.
Dass sich aber dieser hohe Anteil im Zeitablauf praktisch nicht verändert hat, ist ernüchternd. Es besteht also noch sehr viel Handlungsbedarf.
Lassen Sie uns abschließend diese Erkenntnisse einmal zum Anlass nehmen, betriebswirtschaftliche Tipps für Ihre Unternehmen abzuleiten.
- Arbeiten Sie nicht nur im Unternehmen, d. h. (fast) ausschließlich produktiv, sondern auch regelmäßig an Ihrem Unternehmen.
- Reflektieren Sie in regelmäßigen Abständen die aktuelle Situation sowie die historische Entwicklung. Was ist gut, was ist eher schlecht gewesen und welche Handlungsnotwendigkeiten bzw. Optimierungsansätze ergeben sich hieraus?
- Binden Sie in solche Überlegungen auch ausgesuchte Mitarbeitende aus dem zentralen Bereich Ihres Hauses mit ein.
- Setzen Sie sich konkrete Ziele, bis zu welchem Datum Sie was erreichen wollen, um dann nach Ablauf des Termins über das Erreichte zu reflektieren.
- Etablieren Sie eine offene und wertschätzende Fehlerkultur in Ihrem Unternehmen.
- Werten Sie auch routinemäßig Rückmeldungen Ihrer Kunden, Ihrer Lieferanten, aber auch wichtigen Finanzpartner aus. Ein positives oder auch ein negatives Feedback kann gut genutzt werden, den eingeschlagenen Kurs zu bestätigen oder aber Handlungsnotwendigkeiten aufzuzeigen. Entscheidend ist nur, dass Sie überhaupt eine Rückmeldung erhalten. Wenn der Kunde einmal „mit den Füßen bereits abgestimmt hat“ oder Ihnen die Kündigung Ihrer zentralen Mitarbeitenden vorliegen, dann ist es zu spät.
Unser Fazit
Die vorgestellte Insolvenzstatistik stellt unserer Ansicht nach eine Ermunterung für alle Unternehmen dar.
Ein Großteil der Dinge können am Ende durch die Geschäftsführung beeinflusst werden. Was will man mehr. Bleiben Sie also frühzeitig am Ball. Es lohnt sich im eigenen Interesse. Ein permanentes Nachsteuern ist eine sehr wichtige Aufgabe der Führungsebene und ein positives Indiz für ein aktiv führendes Management.