In den letzten Jahren hat insbesondere in der Sparkassenorganisation das klassische Working Capital als bereinigtes Netto-Umlaufvermögen (BNUV) eine Renaissance erlebt.
Vor diesem Hintergrund möchten wir insbesondere in diesem Blog einmal die Hintergründe des Working Capitals oder auch die Basics aus einer betriebswirtschaftlichen Sicht erläutern. Schauen wir uns zunächst einmal die Definition des Working Capitals an.
Das Working Capital ist zunächst nichts anderes als die Differenz aus dem kurzfristigen Vermögen eines Unternehmens und den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Da das kurzfristige Vermögen eines Unternehmens im Umlaufvermögen abgebildet ist, ergibt sich folglich:
Was sagt diese Differenz nun eigentlich aus?
Die Antwort auf diese Frage sollte zweigeteilt erfolgen.
- Wählen wir zunächst einmal eine positive Interpretation.Ein positives, hohes Working Capital bedeutet schlicht, dass ein Unternehmen über mehr kurzfristig liquidierbare Vermögenswerte verfügt, als kurzfristige Verbindlichkeiten vorhanden sind.Das Working Capital stellt somit rechnerisch eine Art Liquiditätsreserve oder auch „Sparschwein“ dar, aus dem künftig Liquiditätspotenziale generiert werden können.Diese Aussage setzt aber voraus, dass eine kurzfristige Liquidierung des Umlaufvermögens auch tatsächlich möglich ist.Das Umlaufvermögen eines Unternehmens besteht in der Regel aus dem Vorratsbestand sowie den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Sollte es tatsächlich möglich sein, diese beiden Positionen zügig zu liquidieren oder aber zu verringern (z. B. durch einen forcierten Abverkauf der Vorräte oder aber ein verbessertes Mahnwesen/höhere Skonto-Anreize), dann bedeutet ein hohes Working Capital eine echte Liquiditätsreserve für das Unternehmen.Das „Sparschwein“ kann jederzeit geschlachtet werden.
- Je nach Unternehmenssituation ist ein hohes Working Capital aber auch negativ zu interpretieren.
Zwar bedeutet ein hohes Working Capital eine hohe theoretische Liquiditätsreserve.Diese kann aber oftmals nicht realisiert werden.Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Bei einem Produzenten kann beispielsweise eine zunehmend längere Projektlaufzeit dazu führen, dass die Kapitalbindung in unfertigen und fertigen Erzeugnissen steigt.Bei einem Händler führt eine Ausweitung des Sortiments in aller Regel dazu, dass eine breitere Produktpalette in den Vorräten bereitgestellt werden muss. Bei den Forderungen kann beispielsweise eine hohe Marktmacht der Abnehmer dazu führen, dass längere Zahlungsziele schlicht verlangt werden.In diesen, aber auch vielen anderen Fällen ist diese theoretische Liquiditätsreserve nicht realisierbar.Dies bedeutet dann, dass mit einem zunehmenden Working Capital auch der Liquiditätsbedarf eines Unternehmens steigt.Ein hohes oder steigendes Working Capital wäre dann negativ zu interpretieren. Für die meisten Unternehmen gilt: Ein kleines bzw. rückläufiges Working Capital deutet eher auf eine Liquiditätsverbesserung hin.
Was sagt diese Differenz nun eigentlich aus?
Die Antwort auf diese Frage werden wir in einem weiteren Blog erläutern.