Haben Sie sich auch schon mal gefragt, was ihre Bank oder Sparkasse eigentlich mit Ihrer Bilanz macht, nachdem Sie diese eingereicht haben?
Wir möchten versuchen, mit den nächsten Blogs, beginnend mit diesem, ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen und Ihnen einen kleinen Einblick in die Abläufe in der Bank zu geben.
Nachdem Sie als Kunde Ihrem Kundenbetreuer / Ihrer Kundenbetreuerin Ihre Bilanz oder Einnahmen-Überschuss-Rechnung (kurz: EÜR) übergeben haben, wird der Jahresabschluss innerhalb der Bank an die Abteilung Bilanzanalyse weitergeleitet. Dort werden die eingereichten Unterlagen durch die Analysten/-innen ausgewertet.
Einer der zentralen Auswertungsschritte ist die Überführungen der Bilanz oder EÜR in das digitale Auswertungsverfahren des Kreditinstituts. Bei den Sparkassen heißt dieses Programm „Einzelbilanzanalyse“, welches geläufig mit „EBIL“ abgekürzt wird.
Die EBIL ist ein unverzichtbares Instrument für die Bilanzauswertung und das Firmenkundengeschäft. In EBIL werden alle Positionen Ihres Jahresabschlusses einzeln in bestimmte, so genannte, Konten überführt.
Ein Ziel der EBIL-Analyse ist es, das vom Kunden und Steuerberater möglicherweise durchgeführte „window dressig“ (Bilanzkosmetik) wieder rückgängig zu machen.
So werden beispielsweise Erträge und Aufwendungen, die nicht das jeweilige Berichtsjahr oder dem jeweiligen originären Geschäftszweck entsprechen, neutralisiert. So soll als ein Ergebnis der Analyse ein bereinigter Jahresüberschuss dargestellt werden, der in EBIL „Betriebsergebnis“ lautet.
Ein weiterer Zweck der EBIL-Auswertung ist es, die vom Kunden eingereichten Bilanzen und EÜRs möglichst schnell bewerten zu können.
So ermöglicht das Verfahren EBIL mehrere einfach dargestellte Auswertungsübersichten zur Aktiva, Passiva und GuV der Bilanz. Zudem bietet EBIL eine rasche Analyse der Bilanzkennzahlen auf Knopfdruck.
Zeitgleich mit der Eingabe der individuellen Jahresabschlüsse werden die Kundendaten anonymisiert an das Programm übermittelt, wodurch ein Datenpool für viele verschiedene Branchen aufgebaut werden kann. Hierdurch können nach Eingabe einer Kundenbilanz die Bilanzkennzahlen mit den Kennzahlen von ähnlichen Unternehmen (bedeutet: ähnliche Größenklasse, gleiche Branche) verglichen werden. Durch den Branchenvergleich kann die Sparkasse Rückschlüsse darauf ziehen, wie das analysierte Unternehmen im Vergleich mit ähnlichen Unternehmen da steht.
Beispiel: Liegt die Umsatzrendite des ausgewerteten Kunden im Berichtsjahr oberhalb der Branche, so ist das positiv zu werten. Ist die Eigenkapitalausstattung vergleichbarer Firmen höher als die des Kunden, so ist diese Tatsache an sich negativ zu beurteilen.
Durch die jährlich sich wiederholende Auswertung der jeweiligen Jahresabschlüsse kann ferner eine Zeitreihe aufgebaut und Vorjahresvergleiche gezogen werden.