Im dritten und letzten Teil berichten wir nun davon, wie es weiterging und ob der Turnaround geschafft wurde. Die ersten Restrukturierungsmaßnahmen waren bereits eingeleitet worden.
Laufendes Controlling
Die Handelsspannen wurden in der Warenwirtschaft täglich verfolgt. So konnte sehr schnell ermittelt werden, ob die vielen Restrukturierungsmaßnahmen auch bezogen auf die Handelswaren die gewünschten Effekte erbrachten. Genau das taten sie!
„Störfeuer“ der Senior-Gesellschafterin
Lediglich das permanente Störfeuer der Mutter war kontraproduktiv.
Erste, mit der Senior Geschäftsführerin geführte Gespräche bezüglich des potenziellen Ausscheidens dieser verliefen unbefriedigend.
Schließlich gelang es uns, aber der alten Dame zu vermitteln, dass ein Ausscheiden aus dem Unternehmen nichts mit einer Abwertung ihrer Person zu tun hat. Für jedes Unternehmen ist dies schlicht eine Notwendigkeit, um zukunftsfähig zu bleiben.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zwingen auch geradezu, ein straffes Kostenmanagement zu betreiben. Dies bringt auch die Reduktion der Geschäftsführungsebene auf eine handelnde Person bei einer gleichzeitigen Verkürzung der Vergütung.
In den noch anstehenden Bankenrunden würden wir uns zudem dafür einsetzen, dass ihre auskömmliche Versorgung im Alter sichergestellt ist.
Sicherlich wurde bei unseren Aussagen von der Dame nicht applaudiert. Die Gesichtszüge verrieten aber, dass sie sich mit den Themen auseinandersetzte.
Ein erster, wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Die Bankenrunde
Einige Wochen später fand eine erste Runde mit den Finanzpartnern statt. Wir stellten unsere Beratungsergebnisse vor und bejahten die grundsätzliche Fortführungsfähigkeit des Unternehmens, sofern die Unternehmensstrategie/das Geschäftsmodell geändert und die vielen Optimierungsmaßnahmen konsequent umgesetzt werden.
Wir fügten hinzu, dass in diesem Zusammenhang auch der Generationswechsel endgültig vollzogen werden sollte.
Dieses Ansinnen wurde auch von den Finanzpartnern unterstützt, die gleichzeitig Interesse an einer Wiedererlangung der nachhaltigen, künftigen Kapitaldienstfähigkeit des Unternehmens hatten.
Man signalisierte sogar im Rahmen der Neuausrichtung der Finanzstruktur auch die steuerlichen Auswirkungen des Ausscheidens der Seniorgesellschafterin zu finanzieren.
Auch die wesentlichen Lieferanten waren bereit, Zugeständnisse hinsichtlich der Rückzahlung der bestehenden Altverbindlichkeiten, aber auch bezüglich der Zahlungsziele beim Kauf von Neuwaren zu unterbreiten.
Das Ausscheiden der alten Dame
Und die alte Dame? Als sie schließlich realisierte, dass sie als Mensch von allen (in der Familie) weiter geschätzt wurde und erkannte, dass ein Generationswechsel für jedes Unternehmen irgendwann unabdingbar ist, lenkte sie ein und gab ihren Rückzug bekannt.
Dieser Entscheidung zollten wir unseren Aspekt.
Sie werden es kaum für möglich halten, aber das jahrelang angespannte Verhältnis zwischen Mutter und Sohn normalisierte sich langsam wieder.
Allein dies mobilisierte bei dem heutigen Alleingesellschafter spürbare Kräfte, die bisher bei den vielen historischen Reibereien mit der Mutter aufgezehrt wurden.
Und wie geht es dem Unternehmen heute?
Und wie geht es dem Unternehmen heute, werden Sie sicherlich fragen?
Ein Restrukturierungsprozess hat zudem den Vorteil, dass alte Zöpfe abgeschnitten werden müssen. So war es auch hier.
Die Hausbank hat das Unternehmen weiter sehr eng, aber auch sehr konstruktiv begleitet.
Auch wir waren über einen langen Zeitraum monatlich ein bis zweimal im Unternehmen, haben die aktuellen Daten analysiert, Plan-Ist-Vergleiche aufgestellt und immer stärker eine Coachingfunktion für den heutigen Geschäftsführer übernommen.
Ging es anfänglich nur um das Lösen von alten Problemen, so verlagerten sich die Gesprächsschwerpunkte immer stärker zu Fragestellungen, wie das Unternehmen auch künftig zukunftsfähig gehalten werden kann.
Der Turnaround konnte erreicht werden.
Die aktuelle Ertragslage ist übrigens erfreulich, obwohl die Umsatzerlöse deutlich unter den Spitzenwerten der Historie liegen.
Umsatz ist halt eben nicht alles. Das zeigen die guten Ertragsdaten heute augenscheinlich.