Leverage Effekt
Peter Schaaf kann sich noch gut an sein BWL-Studium erinnern. In einer der Vorlesungen sagte ein Professor: „Und wehe Ihr schreibt mir etwas im Examen von einem Herrn Leverage.“
Was er uns damit vermitteln wollte war, dass viele wissenschaftliche Phänomene nach ihren Erfindern oder Entdeckern benannt werden.
Leverage heißt aber schlicht Hebel und hat nichts mit einer konkreten Person zu tun. Solche Hebelwirkungen sind bekannt in der Physik (Hebelgesetz) aber auch im Wertpapiersektor, bei dem beispielsweise Kursausschläge von Optionen deutlich größer sind als die Volatilität (d.h. Kursausschläge) der zugrunde liegenden Wertpapiere.
Der Leverage Effekt – einfach und verständlich erklärt
Lassen Sie mich den Effekt mit einfachen Worten in der Sprache eines Betriebswirten erläutern. Der Erfolg von Unternehmen wird oftmals an den Kennzahlen Umsatzrentabilität (Ergebnis / Gesamtleistung * 100) sowie Eigenkapitalrentabilität (Ergebnis / Eigenkapital * 100) gemessen. Je höher diese Kennzahlen sind – so heißt es oftmals – je besser ist das Unternehmen.
Grundsätzlich ist gegen eine solche Aussage nichts einzuwenden. Möchte ich meine Eigenkapitalrentabilität spürbar verbessern sagt die mathematische Logik, dass der Zähler vergrößert und der Nenner verkleinert werden muss.
Im Klartext: Mein Unternehmen muss mehr Gewinn erzielen und gleichzeitig ein kleines Eigenkapital haben. Die Rentabilität fällt entsprechend höher aus.
Der richtige Umgang mit dem Leverage Effekt
Eine Möglichkeit, dies zu erreichen besteht darin, die Verschuldung spürbar zu erhöhen und die Geldmittel für produktive Zwecke – beispielsweise die Modernisierung des Maschinenparks – zu verwenden. Kann dadurch effizienter produziert und der Mehr-Output auch abgesetzt werden, steigen das Ergebnis und die Rentabilität. Dies gilt zumindest so lange,wie die Gesamtkapitalrentabilität über dem Fremdkapitalzins liegt.
Wenn dann die Bilanz ein geringes Eigenkapital ausweist, explodiert die Eigenkapitalrentabilität förmlich.
Der vorsichtige Kaufmann denkt dagegen anders. Was nützt mir eine verbesserte Rentabilität, wenn meine Abhängigkeit vom Fremdkapitalgeber ansteigt und mehr monatliche Tilgungsleistungen aufgebracht werden müssen? Schwankungen auf der Nachfrageseite (zum Beispiel durch Konjunkturwellen) können dazu führen, dass der Fixkostenblock nicht mehr rechtzeitig angepasst werden kann.
Hebeleffekt bedeutet nämlich dann, dass der Segen in guten Zeiten zum Fluch in schlechten Zeiten wird. Die Ertragslage bricht ein, die Verluste reduzieren das ohnehin schon kleine Eigenkapital schnell. Im schlimmsten Fall steigt auch die Eigenkapitalrentabilität nur: Das Vorzeichen ändert sich. Aber dafür gibt es ja eine Formel in Excel (ABS()) und damit ist doch dann alles gelöst, oder?