Sie erinnern sich noch an den letzten Beitrag? Wir berichteten dort von der rosaroten Brille, die viele Unternehmen (leider) manchmal aufsetzten.
Es werden zwar genug Krisenindikatoren im Unternehmen wahrgenommen, ein aktives „dagegen angehen“ erfolgt aber nicht.
Im heutigen Beitrag erfahren Sie, dass ein permanentes „Nicht-Wahrhaben-Wollen“ oftmals in eine progressive Bilanzpolitik mündet und am Ende in der Strategie „die Hoffnung stirbt zuletzt“ endet. Leider!
Phase 2: Vertuschung / Bilanzpolitik
Gehen wir im Folgenden einmal davon aus, dass sich die Probleme nicht in Luft auflösen. Der Druck, endlich das Problem an den Ursachen zu bekämpfen, steigt.
Um einmal mit der erfolgreichen Kindergeschichte ‚Der kleine Lord‘ zu argumentieren: Besser jetzt als nie, sagt Mr. Hobs.
Wenn die Entscheidungsverantwortlichen jetzt wach werden und entsprechend reagieren, dann ist dies nur zu begrüßen. Oftmals, so geht es im privaten Bereich auch, benötigen wir schon einmal einen „Schuss vor den Bug“ um endgültig wach zu werden.
Wenn „ein nicht wahrhaben wollen“ weiterhin anhält, heißt das übersetzt: Das Unternehmen glaubt nach wie vor daran, dass die Themen sich im Laufe der Zeit selbst wieder auflösen.
Um die Zeitspanne bis zur zufälligen Problemlösung zu überbrücken, werden die neuralgischen Themen unter den Teppich gekehrt.
Bezüglich der Zahlen wird eine progressive Bilanzpolitik betrieben, die Kunden werden mit Aussagen vertröstet und die Gläubiger, die einen Reporting-Anspruch haben, denen werden nur positive Botschaften kommuniziert. Diese Vorgehensweise kann (leider) durchaus über einen längeren Zeitraum gutgehen, aber: ist das eine wirkliche Problemlösung? Sicherlich nicht.
Offene Kommunikation – Die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit
Eine böse Botschaft wird mal nun nicht besser durch Liegenlassen. Sie wird besser durch eine klare offene und vertrauensvolle Kommunikation, ggf. auch mit der offenen Botschaft:
„Hast Du eine Idee, wie wir die Themen angehen können?“ Die Erfahrung zeigt dann, dass es immer einen Ausweg gibt, wenn kreative Köpfe ihre Gedanken in gemeinsamer Sache austauschen.
Lassen Sie es uns einmal bildlich aussprechen. Es nützt nichts, ständig das Pflaster zu wechseln, wenn darunter eine eiternde Wunde liegt. Die Wunde muss behandelt werden und in dem Zusammenhang ist auch u. a. ein regelmäßiges Wechseln des Pflasters sinnvoll. Ohne eine konkrete Ursachenbekämpfung bringt dies allerdings nichts.
Prinzip Hoffnung – Phase 3
- „Wenn wir diesen Auftrag erhalten, an dem wir schon so lange akquirieren, dann können wir unsere Zielvorgaben doch noch erreichen.“
- „Wir forschen bereits seit x Jahren an einem Produkt, welches nächstes Jahr auf den Markt kommen wird. Sie werden sehen: Es wird einschlagen wie eine Bombe.“
- „Unsere Lage ist ausschließlich der Corona-Situation geschuldet. Wenn die Pandemie endgültig überwunden ist, werden wir unsere alten Zahlen wieder erreichen.“
Einmal mehr könnten wir solche Aussagen nahezu endlos auflisten.
Man verbeißt sich praktisch auf eine „Chance“, die – bei Eintritt – dann alle Probleme beseitigt.
Oftmals ist auch festzustellen, dass Unternehmen Aufträge annehmen, obwohl sie in diesen Bereichen, beispielsweise bzgl. der Auftraggeber, der Branchenuancen, der Materialien, der Komplexität, der Internationalität usw. keinerlei Erfahrung verfügen. Wenn es sich hierbei dann noch um große Abschnitte handelt, dann ist die Krise praktisch vorprogrammiert.
So können wir von einem Tiefbau-Unternehmen berichten, welches ein Spezialist im Unterwasserbau war. Aufgrund einer schlechten Marktentwicklung und fehlender großer Aufträge entschloss man sich aber, ein Angebot mit spitzkalkulierten Preisen für eine große Wohnanlage abzugeben. Dieses Angebot wurde vom Generalunternehmen auch angenommen und von der örtlichen Hausbank finanziert. Alle waren froh, dass die Auftragslage gesichert ist.
Es war eigentlich von vorneherein klar, dass dieses Projekt nur scheitern konnte. Wäre der seinerzeit noch mögliche freie Betrag zwischen Kontoinanspruchnahme und Kontokorrentlinie als Bargeld abgehoben und zur örtlichen Spielbank gebracht worden (rot oder schwarz, gerade oder ungerade) dann wäre die Trefferquote bzgl. eines positiven Ausgangs x-mal höher gewesen.
Sie mögen die Aussage als makaber einstufen. Es ist aber leider kein Einzelfall.
Fazit: Wenn Sie mit offenen Ohren, offenen Augen und einer gut funktionierenden Nase stets Ihr Unternehmen betrachten, offen für Anregungen und Kritik sind und gemeinsam mit Ihren Mitarbeitenden permanent an der Verbesserung Ihres Unternehmens arbeiten, dann sind Sie auf einem richtigen und vor allem zukunftsweisenden Weg.
Sollten Sie doch hier und da die rosarote Brille einmal aufgesetzt haben, dann hilft ein Gang zum Optiker.
Wenn wir Sie hierbei als betriebswirtschaftlicher Sparringspartner begleiten können, jederzeit gerne.