Unternehmenskrisen werden oftmals erst dann sichtbar, wenn sich der Liquiditätsspielraum eines Unternehmens verengt.
Typische Kennzeichen hierfür sind beispielsweise eine erhöhte Kontokorrentinanspruchnahme, Überziehungen, aber auch eine Ausweitung der Kreditlinien bei den Lieferanten.
Im schlimmsten Fall reichen die eingeräumten Linien bei Banken und Lieferanten nicht mehr aus. Rechnungen werden nicht mehr bezahlt (Kreditoren) und die Kontokorrentsalden liegen deutlich über den eingeräumten Linien (Überziehungen).
Spätestens jetzt stellt sich die Frage, ob die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens noch bejaht werden kann, oder ob nicht vielmehr von Illiquidität ausgegangen werden muss. Diese Frage ist nicht immer eindeutig zu beantworten.
Lassen Sie uns zunächst eine betriebswirtschaftliche Perspektive einnehmen.
Unserer Ansicht nach ist eine gute Liquiditätslage und damit auch eine gute Zahlungsfähigkeit immer dann gegeben, wenn ein Unternehmen problemlos seine laufenden Verpflichtungen plangerecht bedienen kann.
Sollte es zu Zahlungsverzögerungen auf der Einnahmenseite kommen, können diese problemlos beispielsweise durch freie Kreditlinien aufgefangen werden. Top Bonitäten verfügen zudem über eine ausreichend hohe Kriegskasse.
Es handelt sich hierbei um Guthaben oder sehr schnell liquidierbare Aktiva, über die temporäre Liquiditätsspitzen problemlos abgedeckt werden können.
Zahlungsschwierigkeiten sind immer dann zu konstatieren, wenn zwar alle Verpflichtungen bedient werden können; die Bedienung dieser Verpflichtungen aber zusehends schwieriger wird.
Die Zahlungsunfähigkeit ist allerspätestens dann eingetreten, wenn sämtliche Finanzierungsspielräume ausgeschöpft sind und keine Zahlungen mehr geleistet werden können.
Erst jetzt werden viele Unternehmen wach. Den Unternehmen wird bewusst, dass – mit einem Lächeln – , das ein oder andere Liquiditätsthema zu lösen ist.
Das Paradoxe an dieser Situation: Sollten doch noch von irgendwo her ein paar Euro an Liquidität eingenommen werden können, geht der Überlebenskampf weiter.
Die dringendsten Verpflichtungen oder auch die größten Schreihälse werden mit kleinen Liquiditätsbeiträgen beglichen oder beruhigt.
Zwar löst diese Vorgehensweise die bestehenden Liquiditätsprobleme sicherlich nicht annährend. Das Unternehmen gewinnt aber Zeit. Der Siechtumsprozess geht damit weiter. – Oftmals über mehrere Jahre.
Dies kann aus unserer Sicht nicht als „Wirtschaften“ sondern eher als „Sterben auf Raten“ bezeichnet werden.